Wo liegt die Bauchspeicheldrüse genau?
Die Bauchspeicheldrüse (medizinisch Pankreas) ist ein längliches Organ und liegt im Oberbauch zwischen Dünndarm und Milz. Sie befindet sich ca. handbreit oberhalb des Nabels und liegt vor der Wirbelsäule.
Welche Funktionen hat die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse produziert wichtige Verdauungssäfte. Diese enthalten Enzyme. Sie sorgen für die Spaltung und Verdauung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten.
Die Verdauungssäfte gelangen über einen zentralen Gang (Pankreasgang) in den Zwölffingerdarm. Der Pankreasgang hat eine gemeinsame Endstrecke mit dem Gallengang. Der Gallengang leitet die Gallensäfte in den Zwölffingerdarm.
Eine weitere wichtige Funktion der Bauchspeicheldrüse ist die Produktion der Hormone Insulin und Glukagon. Diese regulieren den Blutzuckerspiegel. Die Bauchspeicheldrüse produziert sie in speziellen Zellen.
Erkrankungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse können viele Ursachen haben.
- Entzündung (Pankreatitis)
- plötzlich (akut)
- länger bestehend (chronisch)
- Tumor (Karzinom)
- Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume)
- Ausfall der Funktion (Pankreasinsuffizienz)
- Störung der Verdauung (Mangel an Verdauungssekreten)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Wie entsteht die Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Die Bauchspeicheldrüsenentzündung (medizinisch Pankreatitis) kann durch eine Abflussstörung der Verdauungssäfte entstehen.
Häufigste Ursache hierfür ist beispielsweise ein Gallenstein, der den gemeinsamen Endgang von Bauchspeicheldrüse und Gallenblase verlegen kann.
Eine starke Stimulation der Zellen (übermäßiger Alkoholkonsum) sorgt dafür, dass die Verdauungsenzyme nicht in den Darm gelangen.
Eine Überproduktion dieser Enzyme hat den gleichen Effekt: Ein Teil der Verdauungsenzyme verbleibt in der Bauchspeicheldrüse und schädigt oder zerstört dort deren Zellen.
Durch die daraus entstehende Entzündung kommt es zu einer Schwellung der Bauchspeicheldrüse, wodurch sich der Abfluss weiter verschlechtert.
Erfolgt keine Behandlung der Entzündung, breitet sie sich weiter aus. Die aggressiven Verdauungssäfte können die Strukturen des Pankreas und darüber hinausgehende Strukturen der Umgebung angreifen und zerstören.
Besonders schwere Verlaufsformen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (nekrotisierende Pankreatitis) können sogar lebensbedrohliche Formen annehmen.
Die Behandlung der Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die Behandlung erfolgt zunächst konservativ, d.h. nicht operativ. Wichtig ist eine Nahrungskarenz (also Fasten), um die Sekretproduktion der Bauchspeicheldrüse nicht weiter zu stimulieren. Eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit ist wichtig, um den Kreislauf zu unterstützen.
Um einer Infektion von möglicherweise abgestorbenem Gewebe vorzubeugen, kann vorbeugend die Gabe eines Antibiotikums wirksam sein.
Nur bei einer erkennbaren Infektion von abgestorbenem Gewebeareal oder wenn sich Pseudozysten bilden (siehe unten), ist eine Bauchspeicheldrüsenoperation nötig.
Zudem muss der Arzt nach der Ursache für die Entzündung suchen, um sie zu beseitigen. Handelt es sich zum Beispiel um Gallensteine, muss der Arzt diese entfernen. Unter Umständen kann auch die Entfernung der Gallenblase selbst erforderlich sein.
Wann entsteht eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse?
Eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann folgenlos ausheilen oder zum Zelluntergang mit Bildung von Narbengewebe führen.
Dieses Narbengewebe kann, sofern es zur Einengung des Pankreasganges führt, die Bauchspeicheldrüse für weitere Entzündungen anfällig machen.
Eine chronische Pankreatitis ist eine lang andauernde, immer wiederkehrende Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Mit jedem neuen Entzündungsschub kommt es zu Zelluntergängen und damit zu Funktionseinschränkungen der Bauchspeicheldrüse. Diese kann nicht mehr genügend Verdauungsenzyme bilden.
Dadurch gelangen vermehrt Nährstoffe in den Dickdarm, wo sie ein übermäßiges Bakterienwachstum anregen, was zu Durchfällen führt.
Zudem kommt es zu sogenannten ‚Fettstühlen’, weil die Enzyme zum Spalten der Fette fehlen. Weitere Beschwerden sind Oberbauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen.
Im fortgeschrittenen Stadium kann es zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kommen, da Insulin und Glukagon nicht mehr vorhanden sind.
Die häufigste Ursache für eine chronische Pankreatitis ist in den westlichen Ländern der Alkohol. Nicht immer muss es exzessiver Alkoholkonsum sein. Bei manchen Menschen reicht schon eine geringe Menge, um die Krankheit auszulösen.
Weitere wichtige Ursachen für eine chronische Pankreatitis sind:
- Chronisches Gallensteinleiden
- Gendefekte
- Angeborene Fehlbildungen des Pankreasganges und
- Stoffwechselstörungen
In einigen Fällen bleibt die Ursache auch unklar.
Wie entsteht Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Das Adenokarzinom des Pankreas (Drüsentumor) ist der häufigste Tumor der Bauchspeicheldrüse. Das Pankreaskarzinom ist besonders aggressiv, weil der Tumor schnell wächst und im Nachbargewebe einwachsen kann.
Neben einer erblichen Komponente (genetische Disposition) gibt es eine Reihe von Risikofaktoren für das Entstehen des Pankreaskrebses.
Risikofaktoren sind:
- Nikotin
- Alkohol
- Cholesterin- und nitrosaminreiche Ernährung sowie
- Vorhandensein einer chronischen Pankreatitis
Beschwerden treten meist erst in fortgeschritteneren Stadien auf und hängen von der Lage des Tumors ab. Befindet sich der Tumor im Pankreaskopf, führt dies mit zunehmender Größe zur Einengung des Gallengangs. Dadurch kommt es zu einem Rückstau der Galle und einer Gelbfärbung der Haut und Skleren (Gelbsucht).
Liegt der Tumor im mittleren Teil oder Schwanz der Bauchspeicheldrüse, kommt es zu Oberbauch- und Rückenschmerzen.
Auch eine neu aufgetretene Zuckerkrankheit kann auf einen Tumor der Bauchspeicheldrüse hinweisen.
Nach wie vor ist die Bauchspeicheldrüsenoperation die einzige Therapie, die dem Patienten die Chance auf Heilung bietet.
Durch ihre Lage ist die Bauchspeicheldrüse schwer einzusehen. In unmittelbarer Umgebung der Bauchspeicheldrüse liegen Magen, Dünndarm und Gallenblase samt Gallengängen.
Dies erschwert oftmals die Untersuchung und macht eine Empfehlung für Früherkennungsuntersuchungen auf Tumoren bei beschwerdefreien Menschen wenig sinnvoll.
Handelt es sich um Bauchspeicheldrüsenkrebs, ist die Diagnostik schwer, da der Krebs erst spät Beschwerden verursacht. Da die Bauchspeicheldrüse vor der Wirbelsäule und dem dort befindlichen Nervenplexus liegt, können Erkrankungen zu Rückenschmerzen führen.
In der Regel erfolgt eine Blutuntersuchung, die die Enzyme der Bauchspeicheldrüse im Blut bestimmt. Bei Verdacht auf einen Tumor auch die Tumormarker (CEA, CA-19-9).
In jedem Fall erfolgt ein Ultraschall der Bauchspeicheldrüse. In der Regel erfolgt eine Computertomographie und eine MRCP (Magnetresonanz Cholangiopankreatikographie), um die Gallenwege und den Pankreasgang zu begutachten.
Wenn therapeutische Eingriffe (Entfernen von Gallenwegsteinen) nötig sind, ist die endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) das Verfahren der Wahl.
Was passiert bei der ERCP?
Die ERCP stellt Gallenblase und Gallengänge sowie den Ausscheidungsgang der Bauchspeicheldrüse mit einem Kontrastmittel dar.
Wenn sich hier Engstellen oder Verschlüsse durch Gallensteine zeigen, können Ärzte sie sofort entfernen. Eine Operation ist in solchen Fällen vorerst nicht notwendig.
Allerdings empfiehlt sich nach Abklingen der Entzündung die Entfernung der Gallenblase, wenn diese Steine enthält. Andernfalls können Gallensteine aus der Gallenblase immer wieder abgehen und derartige Probleme verursachen. Ein Leben ohne Gallenblase ist problemlos möglich.
Wie ist das weitere Vorgehen bei Verdacht auf eine bösartige Pankreasgeschwulst?
Die Sicherung einer Krebsdiagnose durch eine Punktion oder Gewebeentnahme ist nicht möglich, da die Bauchspeicheldrüse sehr ungünstig liegt.
Außerdem kann es bei einer Punktion zu Blutungen und Fistelbildung kommen.
Deshalb ist die operative Freilegung des Pankreas und die vollständige Entfernung des Tumorherdes im Rahmen einer Bauchspeicheldrüsen-OP anzustreben.
Entstehen durch die Entzündung Abflussstörungen von Bauchspeicheldrüsensekret, ist konsequenter Alkoholverzicht, eine Schmerztherapie und die Zufuhr von Verdauungsenzymen sinnvoll.
Liegen dann immer noch Beschwerden vor, bleibt nur noch eine Operation.
Ziel der Operation ist die Entfernung des narbigen Materials im Pankreaskopfbereich und das Schaffen einer Abflussmöglichkeit für das Pankreassekret.
Durch diese Operation lässt sich bei 60 bis 80 Prozent der Patienten eine deutliche Verminderung der Schmerzen erreichen. Zudem lässt sich so eine Verschlechterung der Zuckerkrankheit aufhalten, bzw. eine Neuentwicklung verhindern.
Bei der Operation entfernen Ärzte das abgestorbene Gewebe. Des Weiteren spült eine Drainage den Raum um die Bauchspeicheldrüse aus, um weitere Infektionen zu verhindern.
Beschwerden und Entzündungen durch Gallengangssteine, die die Einmündung in den Zwölffingerdarm verstopfen, erfordern eine Entfernung via ERCP. Nach Ausheilen der akuten Pankreatitis kann es unter Umständen erforderlich sein, die Gallenblase zu entfernen.
Wenn sich flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Pankreaspseudozysten) gebildet haben, sollten Ärzte bei günstiger Lage der Zysten ein Röhrchen zum Magen legen.
So kann der Zysteninhalt in den Magen ableiten (Drainage). Es handelt sich nicht um eine Operation. Es ist also kein Bauchschnitt erforderlich, sondern nur eine Magenspiegelung.
Die Drainage ist für etwa vier bis zwölf Wochen aktiv, was zur Ausheilung der Zyste reicht.
Liegt die Zyste nicht in der Nähe des Magens, muss ein operativer Eingriff erfolgen. Ärzte leiten den Zysteninhalt in den Darm ab, ohne dass Darminhalt in die Bauchspeicheldrüse gelangt.
Wie läuft die Bauchspeicheldrüsen-OP bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ab?
Beim Krebs (Karzinom) der Bauchspeicheldrüse verspricht die Bauchspeicheldrüsen-Krebsoperation die einzige Chance auf Heilung. Eine Heilung ist allerdings nur möglich, wenn noch keine Absiedlung (Metastasierung) in anderen Organen stattgefunden hat.
Bei der Operation entfernen Ärzte den vom Tumor betroffenen Teil der Drüse und Teile des Magens und des Dünndarms. Ärzte entfernen alle Lymphknoten der Umgebung ebenfalls, sonst ist das Risiko eines Rezidivs (also Wiederauftreten des Karzinoms) sehr groß.
Manchmal ist es auch erforderlich, die Milz zu entfernen, wenn sie vom Tumorwachstum beeinträchtigt ist. Ein Leben ohne Milz ist möglich. Allerdings sind Menschen ohne Milz empfindlicher gegenüber bakteriellen Infektionen, da die Milz eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt.
Es kann nach einer Milzentfernung zu einem Anstieg der Blutplättchen kommen, was eine vorübergehende medikamentöse Thromboseprophylaxe nötig macht.
Zum einen ist es wichtig, dass nach der Operation eine Chemotherapie notwendig ist, um das Rezidivrisiko zu verringern.
Eine Chemotherapie ist für den Körper sehr belastend. Es sollte auf Empfehlung der Ärzte im Bedarfsfall aber unbedingt erfolgen.
Sie dauert in aller Regel 10-12 Wochen und besteht aus mehreren Zyklen. Dazwischen müssen Pausen einhalten, da die Belastung für den Körper sonst zu groß wäre.
Unabhängig von einer möglicherweise noch notwendigen Chemotherapie müssen Sie einige Besonderheiten beachten.
Patienten müssen nach der Teilentfernung von Pankreas-Abschnitten Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten einnehmen.
Die Dosierung erfolgt individuell. Je nachdem, welche Teile Ärzte in welchem Ausmaß entfernt haben. Es ist auch davon abhängig, wie es dem Betroffenen nach der Bauchspeicheldrüsenoperation geht.
Haben Ärzte im Rahmen der Bauchspeicheldrüsen-OP die Milz entfernt, müssen die Blutplättchen (Thrombozyten) regelmäßig kontrolliert werden. Sollte es zu einem Anstieg der Bluttplättchen kommen, kann eine Thromboseprophylaxe erforderlich sein.
Auch wenn zum Zeitpunkt der Bauchspeicheldrüsen-OP keine Zuckerkrankheit vorliegt, ist es sinnvoll, regelmäßig den Zuckerstoffwechsel zu überprüfen.
Denn diese kann sich nach einer Bauchspeicheldrüsen-OP entwickeln. Die Kontrolle kann beispielsweise durch ein Blutzuckertagesprofil oder durch einen oralen Glukosetoleranztest erfolgen.
Sollten Ernährungsprobleme auftreten, kann eine Ernährungsberatung erfolgen. Handelt es sich um einen Pankreastumor, so sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich.
Neben einer körperlichen Untersuchung erfolgt dabei eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauches. Ebenso kontrollieren Ärzte die Tumormarker CEA und CA 19-9 im Blut durch regelmäßige Blutentnahmen.
Die Kontrolle bei Menschen, die eine Bauchspeicheldrüsenoperation aufgrund eines Tumors hatten, erfolgt zunächst in dreimonatigen Abständen.
Im Verlauf können sich die Intervalle laut den Leitlinien und in enger Absprache mit den Ärzten verlängern. Eine weitere Behandlung im Sinne einer Chemotherapie sollte ebenfalls in enger Absprache mit einem Onkologen erfolgen.