Speiseröhrenerkrankungen - Informationen & Spezialisten

11.04.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Symptome wie Schluckstörungen oder Sodbrennen können auf eine Erkrankung der Speiseröhre hinweisen. Zu den möglichen Speiseröhrenerkrankungen gehören Funktionsstörungen, Entzündungen oder Tumore der Speiseröhre

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Symptomen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten bei Speiseröhrenerkrankungen sowie Spezialisten für die Behandlung.
ICD-Codes für diese Krankheit: K23

Empfohlene Spezialisten für Speiseröhrenerkrankungen

Artikelübersicht

Hintergrundinformationen zu Speiseröhrenerkrankungen

Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein elastischer Muskelschlauch,der am oberen und unteren Ende jeweils durch einen Schließmuskel (Ösophagussphinkter) abgeschlossen ist. Die Speiseröhre besteht aus Plattenepithelzellen. 

Der obere Sphinkter verhindert, dass beim Schlucken Atemluft eindringt. Der untere schützt die Speiseröhre vor einem Rückfluss des Mageninhalts (Reflux). Die Speiseröhre sorgt für den Nahrungstransport vom Rachen zum Magen. 

Nach dem Schlucken öffnen sich die beiden Sphinktere. Die Längs- und Ringmuskulatur (Peristaltik) sorgen für wellenförmig verlaufende An- und Entspannungsphasen.

Sämtliche Abschnitte und Funktionseinheiten der Speiseröhre können beeinträchtigt sein und Beschwerden hervorrufen. 

Ärzte unterteilen Speiseröhrenerkrankungen in:

  • Funktionsstörungen der Speiseröhre (Achalasie, Ösophagusspasmus)
  • GERD = Gastro-Esophageal Reflux Disease (Refluxkrankheit)
  • Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)
  • Ösophagusdivertikel (krankhafte Wandausbuchtung)
  • Tumore der Speiseröhre
  • Notfälle (Verätzungen durch Laugen oder Säuren)

Beschwerden sollten Sie zeitnah abklären lassen. Insbesondere Schluckbeschwerden beeinflussen langfristig Ihren Ernährungszustand und senken damit Ihre Lebensqualität. Zudem können anhaltende Schluckstörungen auf eine Krebserkrankung hinweisen, die Ihr Arzt möglichst zeitnah diagnostizieren sollte.

Typische Symptome bei Speiseröhrenerkrankungen

Schluckstörungen, Regurgitation (Rückfluss von Speisebrei) und Sodbrennen sind charakteristische Beschwerden bei Speiseröhrenerkrankungen. Aber auch Schmerzen hinter dem Brustbein (retrosternaler Schmerz) sind häufig ein Anzeichen für eine Erkrankung der Speiseröhre. 

Grund für die Beschwerden ist oftmals eine Entzündung. 

SodbrennenUnbehandelt kann Sodbrennen zu einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) führen @ Henrie /AdobeStock 

Gründe für die Entzündung können sein:

  • Refluxkrankheit
  • Krankheitserreger
  • Physikalische oder chemische Reize

Sind die Nervenzellen im unteren Speiseröhrenabschnitt geschädigt, kann sich der untere Sphinkter nicht mehr entspannen (Achalasie).  

Auch krampfartige Muskelkontraktionen im darüber liegenden Speiseröhrenabschnitt (Ösophagospasmus, Nussknacker-Ösophagus, Jackhammer-Ösophagus) sind möglich. 

In beiden Fällen bleibt das Essen sozusagen „im Halse stecken“. Es kommt zu heftigen Hustenattacken, Regurgitation und retrosternalen Schmerzen.

Ursachen & Risikofaktoren für Speiseröhrenerkrankungen

Eine Speiseröhrenerkrankung kann verschiedene Ursachen haben. 

Diese können sein:

  • Anatomische Veränderungen (u. a. Hiatushernie = abnorme Vorwölbung eines Magenteils durch das Zwerchfell)
  • Tumorerkrankungen oder 
  • Entzündungen 

Ungünstige Lebens- und Ernährungsgewohnheiten begünstigen eine Speiseröhrenerkrankung. 

Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Hoher Nikotin- und Alkoholkonsum
  • Fettreiche, saure und süße Nahrung
  • Stress 

Auch die Einnahme bestimmter Medikamente wirkt sich negativ auf die Speiseröhre aus.

Zu den Medikamenten gehören:

  • Calciumkanalhemmer
  • Anticholinergika
  • Antihistaminika

Aber auch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Parkinson, die sich negativ auf die Nervenfunktion auswirken, verursachen Beweglichkeitsstörungen (Motilitätsstörungen). 

Zudem kommt es manchmal bei allergischen Erkrankungen zu einer chronischen Speiseröhrenentzündung (eosinophile Ösophagitis).

Schließlich nehmen im Alter Schluckstörungen zu. Hier fördern häufig zusätzlich ausgeprägte Mundtrockenheit (Xerostomie), Austrocknung (Exsikkose) oder ein schlechter Zahnstatus eine Speiseröhrenerkrankung.

Untersuchung & Diagnose einer Speiseröhrenerkrankung

Eine Speiseröhrenerkrankung diagnostiziert Ihr Arzt je nach Anfangsverdacht anhand unterschiedlicher Untersuchungsmethoden.

Mögliche Untersuchungsmethoden sind:

Ösophagoskopie (Endoskopie)

Im Rahmen einer Ösophagoskopie betrachtet der Arzt Ihre Speiseröhre über ein Glasfaserendoskop. Ein Glasfaserendoskop ist ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Lichtquelle und Kamera

Mithilfe einer Zytologiebürste kann der Arzt einen Abstrich vornehmen. 

Diese Methode kommt insbesondere bei Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut zum Einsatz. 

Die Veränderungen treten auf bei:

  • Sodbrennen
  • Speiseröhrentumoren
  • Schluckstörungen (Dysphagien) und
  • Krampfadern (Ösophagusvarizen)

Röntgenuntersuchung

Eine Röntgenuntersuchung stellt die Standardmethode zur Diagnose von Speiseröhrenerkrankungen dar. Ihr Arzt durchleuchtet Ihre Speiseröhre, um die Peristaltik, Dehnbarkeit sowie Beschaffenheit von Wand und Schleimhaut zu beurteilen.

Oft führt Ihr Arzt die Untersuchung als Breischluckuntersuchung durch. Bei dieser trinken Sie schluckweise ein Kontrastmittel, während Ihr Arzt Röntgenbilder von Ihrer Speiseröhre anfertigt. 

Die Bilder liefern Informationen zu:

  • Verlauf und Form der Speiseröhre sowie 
  • Übergang zum Magen

So weist beispielsweise die untere Speiseröhre bei einer Achalasie eine Sektglas- oder S-Form (späteres Stadium) auf.

Achalasie der SpeiseröhreAchalasie der Speiseröhre @ bilderzwerg /AdobeStock

Endosonographie

Eine Ultraschallaufnahme der Speiseröhre liefert Querschnittsbilder. So kann der Arzt oberflächliche und tiefere Läsionen in den Wandschichten erkennen. Zu diesen Läsionen gehört ein bösartiger Tumor (Karzinom).

Motilitätsuntersuchungen (Ösophagusmanometrie)

Bei der Ösophagusmanometrie führt der Arzt einen dünnen, flexiblen Messkatheter durch Nase und Speiseröhre bis zum Magen ein. Dann misst er während des langsamen Zurückziehens den Druck in den verschiedenen Speisröhrenabschnitten.  

Anhand der aufgezeichneten Daten überprüft der Arzt die Funktion der Speiseröhre. So kann er beispielsweise kontrollieren, ob der untere Ösophagussphinkter einen erhöhten (Achalasie) oder erniedrigten Druck (Schließmuskelinsuffizienz) aufweist.

Intraösophageale pH-Metrie

Bei dieser Untersuchung misst Ihr Arzt den pH-Wert im Bereich des unteren Sphinkters über einen Zeitraum von 24 Stunden. Ein niedriger pH-Wert weist auf eine Refluxerkrankung hin, bei welcher saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt.

Behandlung von Speiseröhrenerkrankungen

Wenn möglich, behandelt Ihr Arzt eine Speiseröhrenerkrankung kausal, um den zugrunde liegenden Auslöser auszuschalten.

So können bei einer Achalasie Medikamente (Nifedipin, Isosorbiddinitrat) den Druck im unteren Speiseröhrenabschnitt im Anfangsstadium senken. Sie zeigen aber langfristig keine guten Resultate

Der Arzt behandelt die Erkrankung daher eher chirurgisch. 

Mögliche chirurgische Eingriffe sind:

  • Endoskopische Ballondilation
  • Heller-Myotomie
  • Perorale endoskopische Myotomie

Alternativ kann der Arzt eine endoskopische Injektion von Botulinumtoxin empfehlen, da das Mittel den Sphinktertonus (Spannungszustand des Ringmuskels) senkt. Der Arzt muss die Behandlung allerdings alle 6 bis 12 Monate wiederholen. Sie verliert bei häufiger Anwendung an Effektivität.

Die bei einem Ösophagusspasmus anfallsartig auftretenden Schmerzen können krampflösende Mittel wie Buscopan lindern. Vorbeugend kann Ihr Arzt Ihnen auch Medikamente (Nitropräparate, Kalziumantagonisten) verschreiben, die Sie vor dem Essen einnehmen.

Bei einer Refluxkrankheit versucht Ihr Arzt, den für die Speiseröhre aggressiven Reflux medikamentös mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) herabzusetzen. Magensäure neutralisierende Antazida, lindern zusätzlich typische Begleitbeschwerden (Sodbrennen, Aufstoßen). 

Sprechen Sie nicht auf die Therapie an oder treten Komplikationen auf, dann ist ein chirurgischer Eingriff sinnvoll. Meist kommt die laparoskopische Fundoplikatio nach Nissen bzw. Toupet zum Einsatz.  

Allgemein müssen Ärzte nur selten operieren. Auch die Prognose der Refluxkrankheit ist günstig, auch wenn zumeist eine Langzeittherapie erforderlich ist.

Haben Krankheitserreger eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) verursacht, erhalten Sie Medikamente zur Ausschaltung der Keime. 

Eine eosinophile Ösophagitis behandelt Ihr Arzt symptomatisch mit PPI und Steroiden. Zudem müssen Sie Ihre Diät anpassen und auf Allergene verzichten. 

Verätzungen erfordern eine umgehende endoskopische Einschätzung sowie konservative Behandlung mit Antibiotika und einer Magensonde. Entstandene Speiseröhreneinengungen (Strikturen) weitet Ihr Arzt später endoskopisch wieder auf.

Bei einer Krebserkrankung (Ösophaguskarzinom) hängt die Behandlung von Typ und der Lokalisation des Tumors ab. Frühe und beschränkte Tumore entfernt der Chirurg operativ (endoskopische Mukosaresektion, Submukosadissektion). 

Fortgeschrittene und nicht operable Tumoren behandelt Ihr Arzt mit einer Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie). Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei diesen Behandlungsmaßnahmen bei 10 bis 30 Prozent.

Die Behandlung von Speiseröhrenerkrankungen erfolgt durch:

Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose sind immer von der Speiseröhrenerkrankung abhängig. Wichtig ist, dass Sie die Beschwerden frühzeitig von einem Arzt abklären lassen. Dies gilt insbesondere für Schluckstörungen und Entzündungen, da mit diesen das Risiko für eine Krebserkrankung erhöht ist.

Fazit

Speiseröhrenerkrankungen verursachen häufig ähnliche Beschwerden, können aber sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die meisten Erkrankungen kann Ihr Arzt gut medikamentös oder chirurgisch behandeln, sodass diese Ihre Lebensqualität nicht einschränken.

Quellen

Arastéh, K. et al. (2018): Duale Reihe: Innere Medizin. 4., überarbeitete Auflage, Stuttgart: Thieme.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (2021): S1-Leitlinie: Ösophagoskopie. (URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/017-060l_S1_Oesophagoskopie_2021-07.pdf).

Frieling, T. (2015): Erkrankungen der Speiseröhre: Viele Ursachen, ähnliche Symptome. (URL: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-242015/viele-ursachen-aehnliche-symptome/).

Herold, G. (2020): Innere Medizin 2020. Berlin/Boston: De Gruyter.

Piper, W. (2013): Innere Medizin. 2., überarbeitete Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer.

Stein, J./Wehrmann, T. (2006): Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie: Medizinische Standards. 2. Auflage, Berlin/Heidelberg: Springer.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print