Zwölffingerdarmgeschwür: Informationen & Zwölffingerdamrgeschwür-Spezialisten

05.10.2021
Prof. Dr. med. Manfred Gross
Medizinischer Fachautor
Dr. med. Silke Kenngott-Kelber
Medizinische Fachautorin
Ein Zwölffingerdarmgeschwür erleiden in Deutschland ca. 150 pro 100 000 Einwohner pro Jahr. Männer sind dreimal so häufig von einem Zwölffingerdarmgeschwür betroffen wie Frauen. Die Ursache für ein Zwölffingerdarmgeschwür ist in über 90 % der Fälle eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori (HP). Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen auftreten. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Zwölffingerdarmgeschwür-Spezialisten und Zentren.
ICD-Codes für diese Krankheit: K26

Empfohlene Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist ein Zwölffingerdarmgeschwür? Ein Geschwür der Schleimhaut des Zwölffingerdarms.
  • Ursachen: Meistens verursacht eine Infektion mit dem Bakterium Heliobacter pylori eine chronische Magenentzündung, die schließlich die Erkrankung hervorruft.
  • Risikofaktoren: Blutgruppe 0 zusammen mit einem besonderen Oberflächenmarker, bestimmte Medikamente, Rauchen, Stress, seltener Tumor- oder Stoffwechselerkrankungen.
  • Symptome: Oberbauchschmerz, Übelkeit und Erbrechen, Völlegefühl, Blutungen, in schweren Fällen ein Darmdurchbruch mit heftigen Schmerzen, ggf. Entzündungen anderer Organe.
  • Diagnose: Die Erkrankung lässt sich durch eine Magenspiegelung zusammen mit einer Biopsie sicher identifizieren.
  • Behandlung: Ggf. Bekämpfung des Bakteriums mittels Antibiotika zusammen mit einem Magensäureblocker. Ansonsten müssen die Auslöser ausgeschaltet werden. Nur selten ist eine OP notwendig, etwa bei Blutungen oder einem Darmdurchbruch.

Artikelübersicht

Was ist ein Zwölffingerdarmgeschwür?

Unter einem Geschwür (medizinisch „Ulkus“) im Magen-Darm-Trakt versteht man einen tiefen Schleimhautdefekt. Es nicht zu verwechseln mit einer Geschwulst (Tumor), die eine Gewebsvermehrung darstellt.

Beim Duodenalulkus (auch Zwölffingerdarmgeschwür genannt) handelt es sich also um ein tiefes Geschwür des Zwölffingerdarms. Eine Erosion ist hingegen ein Schleimhautdefekt, der nur oberflächlich ist.

Magen-Darm-Trakt des Menschen
Darstellung des Magen-Darm-Traktes inkl. Zwölffingerdarm © FGWDesign | AdobeStock

Was sind die Ursachen des Zwölffingerdarmgeschwürs?

Die Ursache für ein Zwölffingerdarmgeschwür ist in über 90% der Fälle eine Infektion des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori (HP). Dies führt zu einer chronischen Entzündung des Magens. In deren Folge werden weniger schleimhautschützende Faktoren (sogenannte Prostaglandine) gebildet. Gleichzeitig erhöht sich die Produktion von Magensäure. Diese greift dann u. a. die Schleimhaut des Zwölffingerdarms an.

Genetische Faktoren spielen dabei auch eine Rolle. So sind Menschen mit der Blutgruppe 0 und dem Oberflächenmarker HLA-B5 besonders häufig von einem Zwölffingerdarmgeschwür betroffen. Rauchen kann die Entstehung eines Zwölffingerdarmgeschwürs ebenso fördern.

Eine der häufigsten Ursachen für ein Zwölffingerdarmgeschwür ohne Nachweis von HP (sogenanntes HP-negatives Ulcus) ist die Einnahme von

  • bestimmten Schmerzmitteln wie ASS (Aspirin) oder
  • den nichtsteroidalen Antirheumatika (z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin).

Diese Medikamente hemmen die schleimhautschützenden Faktoren.

Zwölffingerdarmgeschwür
Mögliche Lage von Zwölffingerdarmgeschwüren © Henrie | AdobeStock

Bei Patienten mit einer HP-Infektion des Magens und gleichzeitiger Einnahme von solchen Medikamenten ist das Zwölffingerdarmgeschwür-Risiko besonders hoch. Wird nun noch ein Cortisonpräparat eingenommen, steigt das Risiko für ein Zwölffingerdarmgeschwür um den Faktor 15 an.

Stress kann auch zu einer „Übersäuerung“ des Magens führen und ein Zwölffingerdarmgeschwür provozieren. Dies sieht man gehäuft auf Intensivstationen bei Patienten mit

  • schweren Verletzungen,
  • großflächigen Hautverbrennungen oder
  • komplizierten schweren Operationen.

In seltenen Fällen liegt eine Tumorerkrankung (Zollinger-Ellison-Syndrom) oder eine Stoffwechselerkrankung (Hyperparathyreoidismus) vor. Sie können zu einer übermäßigen Säurebildung führen und damit die Entstehung des Zwölffingerdarmgeschwürs fördern.

Was sind die Symptome des Zwölffingerdarmgeschwürs?

Typisch für ein Zwölffingerdarmgeschwür kann ein Oberbauchschmerz sein, der sich unter Nahrungsaufnahme bessert (die Säure wird für die Verdauung verbraucht). Patienten klagen aber auch über

  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Druck- und Völlegefühl.

Bei einem Zwölffingerdarmgeschwür unter Schmerzmedikation kann der Oberbauchschmerz gänzlich fehlen. Das Geschwür wird dann erst durch die Blutung auffällig.

Mögliche Komplikationen beim Zwölffingerdarmgeschwür

  • Ein Zwölffingerdarmgeschwür kann ein Blutgefäß erreichen und damit zur Blutung führen. Es kommt zum Bluterbrechen (Hämatemesis) oder zum Absetzten von pechschwarzem Stuhl („Teerstuhl“ oder auch Meläna genannt). Manchmal geschieht der Blutverlust auch schleichend und zeigt sich in einer Blutarmut (Anämie).
  • Durchbricht das Zwölffingerdarmgeschwür die Muskelschicht, kommt es zu einer sogenannten Perforation. Der Patient klagt über plötzliche heftige Schmerzen. Eine sofortige Operation ist erforderlich. In der Röntgen-Aufnahme des Bauchraumes erkennt man freie Luft in der Bauchhöhle.
  • Bricht das Zwölffingerdarmgeschwür in ein anderes Organ ein (Penetration), z.B. in die Bauchspeicheldrüse, kommt es zu einer Entzündungsreaktion des betroffenen Organs.

Spätfolgen des Zwölffingerdarmgeschwürs

Auf Grund von Narbenbildung kann die Nahrungspassage behindert sein (Magenausgangsstenose). Narben treten bei ca. 2 % der Patienten mit einer Ulkuskrankheit auf.

Diagnose des Zwölffingerdarmgeschwürs

Durch eine Magenspiegelung kann die Diagnose einfach gestellt werden. Durch Gewebeentnahmen kann gleichzeitig festgestellt werden, ob eine Infektion mit Helicobacter vorliegt.

Magenspiegelung
Für eine Magenspiegel sind keine operativen Schnitte notwendig © bilderzwerg | AdobeStock

Therapie des Zwölffingerdarmgeschwürs

Bei HP-positivem Zwölffingerdarmgeschwür wird das Bakterium mit Antibiotika bekämpft. Der Patient erhält einen Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer PPI).

Bei HP-negativen Zwölffingerdarmgeschwüren sollten die Auslöser wie Schmerzmedikamente abgesetzt oder durch magenfreundliche Präparate ersetzt werden. Ein PPI wird zusätzlich verabreicht.

In ganz seltenen Fällen muss bei einem Zwölffingerdarmgeschwür operiert werden, etwa wenn

  • eine Blutung auftritt, die bei der Magenspiegelung nicht gestoppt werden kann oder
  • wenn eine Perforation stattgefunden hat.
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