Fersenschmerz (ICD-Code: M79.67) kann sich in unterschiedlicher Form äußern. Einige Patienten leiden unter Anlaufschmerzen, die nach längerem Sitzen oder Liegen auftreten. Sie bessern sich bei Bewegung. Dieser Anlaufschmerz kann eher leicht sein oder so schwer, dass die ersten Schritte nur humpelnd möglich sind.
Fersenschmerzen können aber auch als
- Druckschmerz oder
- stechender Schmerz, der bis in den mittleren Fußbereich zieht,
auftreten. Einige Patienten berichten über dumpfe oder drückende Fersenschmerzen im Ruhezustand. Die Ursache für diese Schmerzen kann ganz unterschiedlich sein.

Fersenschmerz - Schmerzsymptom verschiedener Erkrankungen © cirquedesprit / Fotolia
Überlastung und Fehlbelastung der Füße sind eine häufige Ursache für Fersenschmerz. Weitere Ursachen können sein:

Überlastungsrisiko: Auf den Fußknochen, insbesondere dem Fersenbein, lastet das Körpergewicht. © bilderzwerg / Fotolia
Fersenschmerz durch Sehnenentzündung: Achillodynie und Plantarfasziitis
Häufigste Ursache für Schmerzen im Bereich der Ferse ist eine Entzündung der Achillessehne, die Achillodynie. Diese wird vor allem durch Überlastung hervorgerufen. Auch schlecht sitzendes Schuhwerk kann die Entstehung einer Achillessehnenentzündung begünstigen.
Eine Entzündung der Achillessehne äußert sich durch stechende Fersenschmerzen, die sich bei körperlicher Aktivität verschlimmern. Die betroffene Sehne ist zudem verdickt und druckempfindlich.
Bei der Plantarfasziitis ist die Sehnenplatte der Fußsohle entzündet. Die Ferse wird dann druckempfindlich und schmerzt beim Auftreten.
Fersensporn, Haglund-Ferse und Fersenschmerz
Ein entzündeter Sehnenansatz am Fersenbein führt ebenfalls zu Fersenschmerzen. Häufig tritt diese Entzündung in Kombination mit einem sogenannten Fersensporn auf. Der Fersensporn (medizinisch Kalkaneussporn) ist ein Knochenfortsatz. Er bildet sich am Fersenknochen am Ansatz der Plantarsehne. Dabei verkalkt der entzündete Sehnenansatz
- der Plantarsehne (oberer Fersensporn) oder
- der Achillessehne (unterer Fersensporn).
Bei einer Überbelastung oder einer Fehlbelastung des Fußes kann sich das Gewebe im Bereich der Fußsohle rund um den Fersensporn entzünden. Besonders Frauen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr leiden unter dem plantaren Fersenschmerz.
Typischerweise treten die Beschwerden morgens nach dem Aufstehen auf. Die Betroffenen beschreiben den Schmerz als stechend oder einschießend.
Bei der Haglundferse ist ein knöchernes Überbein an der oberen Ferse. Es kommt dann wenige Zentimeter über dem Achillessehnenansatz zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes.

Entzündungen und Verletzungen der Achillessehne führen zu Fersenschmerzen. © bilderzwerg / Fotolia
Knick-Senk- und Plattfuß
Plattfüße können unterschiedlich ausgeprägt sein. Knick-Senk- und Knick-Plattfuß sind angeborene oder erworbene Fußfehlstellungen. Ursachen dafür sind
- eine verkürzte Achillessehne,
- Übergewicht oder
- eine Schwäche der Bänder, Muskeln und des Bindegewebes.
Je nach Ausprägung und Ursache kommt es schon recht früh zu Einschränkungen in der Bewegung. Fuß- oder Fersenschmerzen können dann beim Gehen oder Laufen auftreten.

Ursache für Fersenschmerz: Fehlstellungen der Füße. © bilderzwerg / Fotolia
Fersenschmerzen durch systemische Erkrankungen
Rheuma
Nicht immer findet sich die Ursache für Fersenschmerzen direkt am Fuß. Der morgendliche Fersenschmerz an beiden Füßen ist beispielsweise Leitsymptom der rheumatischen Erkrankung Morbus Bechterew. Auch Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises können die Füße in Mitleidenschaft ziehen.
Hintergrund der rheumatischen Schmerzen in Fuß und Ferse sind entzündliche Prozesse. Die rheumatischen Fersenschmerzen werden zusammen mit der Grunderkrankung Rheuma behandelt.
Stoffwechselerkrankungen
Auch die Stoffwechselerkrankungen Gicht und Diabetes mellitus können Schmerzen in den Fersen auslösen. Durch Gicht sind die Harnsäurewerte im Blut erhöht. Diabetes mellitus äußert sich durch zu hohe Blutzuckerwerte.
Beide Erkrankungen können
- Sehnenschäden,
- Knochenschäden,
- Weichteilschäden oder
- Hautprobleme
hervorrufen und so zu Fersenschmerzen führen.
Durchblutungsstörungen
Eine weitere systemische Ursache für Fersenschmerzen ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Verschluss der arteriellen Blutgefäße in den Armen oder Beinen. Bedingt durch diese Stenosierung werden die Füße nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
Leitsymptom der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sind Schmerzen in den Waden und Füßen beim Gehen.

Ein Gefäßverschluss und die schlechtere Durchblutung der Füße kann zu Fersenschmerz führen. © pankajstock123 / Fotolia
Ein Großteil der Ursachen für den Fersenschmerz ist im Bereich des Bewegungsapparats zu finden. Deswegen ist der Orthopäde der richtige Ansprechpartner bei Fersenschmerzen. Dieser befasst sich mit Fehlbildungen und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats.
Dafür erfragt er in einem Anamnesegespräch die genaue Art und Lokalisation der Symptome. Dafür sind sowohl
- die Schmerzausprägung als auch
- Auslöser oder Faktoren, die die Beschwerden bessern,
von Interesse. Auch mögliche Verletzungen oder Vorerkrankungen, die Einfluss auf
haben könnten, sind von Bedeutung.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung beurteilt der Orthopäde den Körperbau des Patienten sowie sein Gang- und Standbild. Weitere Hinweise auf die Ursache der Fersenschmerzen liefern
- die Muskelreflexe an den Beinen und Füßen,
- Fußpulse und
- neurologische Tests.
Verschiedene Verfahren können zur Diagnosefindung hilfreich sein. Mithilfe von Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen kann der Arzt die Fußstrukturen genauer beurteilen. Auch die Magnetresonanztomographie (MRT) eignet sich zur Abklärung der Fersenschmerzen. Eine MRT ist besonders hilfreich, wenn diese im Zusammenhang mit unklaren Knochenveränderungen auftreten.
Bei Verdacht auf eine zugrunde liegende systemische Erkrankung kann der Orthopäde an einen anderen Facharzt verweisen. Das könnte etwa ein
- Neurologe,
- Internist oder
- Rheumatologe
sein.
Die Behandlung der Fersenschmerzen hängt vor allem von der Ursache der Beschwerden ab:
- Akute Überlastung: Schonen Sie sich und vermeiden Sie längere und körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten vermeiden. Kühlende Auflagen können den Schmerz zusätzlich reduzieren.
- Fußfehlstellung: Behandlung mittels spezieller Einlagen. Diese korrigieren die Fehlstellung und führen so eine Schmerzlinderung herbei. Fersenkissen, Fersenpolster oder Fußmanschetten entlasten nicht nur die schmerzende Ferse, sondern den gesamten Fuß.
- Sehnenentzündung: Hier helfen entzündungshemmende Schmerzmedikamente und Reduzierung der Belastung. Neben einer Trainingspause hilft auch die vorsichtige, aber regelmäßige Dehnung der Wadenmuskulatur und der Sehnen.
- Ein Fersensporn kann zudem mit Stoßwellentherapie oder Botoxinjektionen behandelt werden.
Auch Bewegungs- und Dehnübungen können die Fersenschmerzen lindern. Insbesondere bei chronischen Beschwerden können
- Krankengymnastik,
- Bindegewebsmassagen oder
- andere physiotherapeutische Behandlungsverfahren
sinnvoll sein.
Fersenschmerzen, die auf einer rheumatischen oder einer Stoffwechselkrankheit beruhen, behandelt der Arzt systemisch. Dafür kommen in Abhängigkeit von der Ursache verschiedene medikamentöse Therapien in Betracht. Dazu gehören zum Beispiel entzündungshemmende Arzneimittel wie Kortison oder Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika.
Reichen bei einem Fersensporn diese konservativen Therapiemaßnahmen nicht aus, kann eine OP erforderlich sein. Dabei trägt der Arzt den Knochenvorsprung endoskopisch vollständig ab. Der Eingriff selbst wird minimal-invasiv durchgeführt und gehört in den Bereich der Fußchirurgie. Der Patient erhält danach eine umfassende Nachsorge, um einen erneuten Fersensporn zu vermeiden.
.jpg)
Gesunde Ernährung hilft bei systemischen Grunderkrankungen und kann somit Fersenschmerz lindern. © Syda Productions / Fotolia
In einigen Fällen empfiehlt es sich zudem, die Ernährung anzupassen. Mit Diabetes sollten Sie beispielsweise auf einfach verwertbare Kohlenhydrate verzichten. Diese sind zum Beispiel in Weißmehlprodukten enthalten.
Mit Gicht kann der Verzicht auf purinhaltige Lebensmittel den Beschwerden vorbeugen. Dazu gehören etwa Hülsenfrüchte oder Innereien.
Bei Stoffwechselerkrankungen oder Rheuma ist eine spezielle Ernährungsberatung empfehlenswert. Sie erhalten dann Informationen zu individuellen Lebensmittelzusammenstellungen.