Mehr als 25 Prozent aller Krebspatienten entwickeln im weiteren Krankheitsverlauf Metastasen des Gehirns. Das größte Risiko haben Patienten mit
Auch Hautkrebs-Patienten und solche mit einem Nierenzellkarzinom sind stark gefährdet. Etwa ein Drittel der normalen Hirntumoren sind Hirnmetastasen.
Die bösartigen Zellen lösen sich vom ursprünglichen Tumor ab und wandern über die Blutbahn zum Gehirn. Sie passieren die Blut-Hirn-Schranke und breiten sich in der Gehirnflüssigkeit aus. Diese befindet sich im Gehirn zwischen der Schädeldecke und der Oberfläche des Gehirns und kommt auch im Nervengewebe vor.
Wachsen die Hirnmetastasen, üben sie wegen des begrenzten Platzes im Gehirn Druck auf das umliegende Nervengewebe aus. Die benachbarten Hirnregionen schwellen an. Gewebsflüssigkeit sammelt sich unter der Schädeldecke.
Nur etwa 20 Prozent der Patienten haben eine einzige Metastase im Gehirn. Findet man den Ausgangstumor nicht, spricht der Mediziner von einem CUP-Syndrom (Cancer of unknown primary).
Eines der Symptome, anhand derer man Hirnmetastasen erkennt, sind plötzlich auftretende epileptische Anfälle. Bei manchen Krebsarten, die im Gehirn Metastasen bilden, treten unspezifische Symptome auf, die durch den vergrößerten Hirndruck zustande kommen. Der Krebspatient leidet an
Viele Krebspatienten haben anfangs Kopfschmerzen, die länger als üblich andauern. Auf Schmerztabletten sprechen sie nicht an. Hinzu kommen oft Übelkeit und Erbrechen. Die uneindeutigen Symptome deuten darauf hin, dass die Krebszellen über die Bildung einer Hirnschwellung bereits das gesamte Nervensystem geschädigt haben.
Tumoren im Gehirn zeigen sich außerdem in Form von Nervenausfällen und halbseitigen Lähmungen: Der Betroffene
- lässt ohne erkennbaren Grund plötzlich Gegenstände fallen,
- verliert das Gleichgewicht oder
- spricht undeutlich.
Lähmungen des rechten Beins weisen auf den Sitz der Hirnmetastasen in der linken Großhirnhälfte hin.
Bei manchen der Kranken kommt es zum hirnorganischen Psychosyndrom (HOPS). Bei dieser Erkrankung wirken sich die körperlichen Veränderungen auf die Psyche aus. Die Patienten verhalten sich auffällig und sind mitunter nicht mehr imstande, einfache Alltagsverrichtungen zu erledigen.
Hirnmetastasen, die auf der Hirnrinde (Oberfläche des Gehirns) wachsen, lösen starke Krampfanfälle aus. Sich schnell vergrößernde Tochter-Tumore verursachen manchmal auch Einblutungen ins umliegende Gehirngewebe. Die Krebskranken zeigen dann Symptome, die für einen Schlaganfall typisch sind.
Wer bei sich eines oder mehrere dieser Symptome feststellt, sollte unbedingt schnellstmöglich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Bei der Diagnose der Hirnmetastasen arbeitet der Hausarzt mit einem Neurologen (Spezialist für Nervenerkrankungen) zusammen. Die Kontrolle des Hirndrucks erfolgt über eine Augenspiegelung. An die allgemeine körperliche Untersuchung schließt sich die Überprüfung
- der Reflexe,
- Bewegungsabläufe und
- des Gleichgewichtssinns
an.
Bei Verdacht auf Schädigung des zentralen Nervensystems kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) Hinweise geben. Mithilfe dieses bildgebenden Verfahrens lassen sich das krankhaft veränderte Gewebe und Hirnödeme (Wasseransammlungen im Gehirn) sichtbar machen. Außerdem sieht der Arzt auf den Bildern auch schon teilweise abgestorbenes Gewebe (Nekrosen).
Mithilfe einer Computertomographie (CT) - einer anderen bildgebenden Technologie - lassen sich Einblutungen ins Gehirn und verkalktes Gehirngewebe bildlich darstellen.
Spezialisten können auf MRT-Bildern des Gehirns Metastasen meist gut erkennen © ganusik1304 | AdobeStock
Auch eine Biopsie ist erforderlich. Dazu entnimmt der Mediziner aus der Hirnmetastase eine Gewebeprobe und lässt sie im Krebslabor auf bösartige Zellen untersuchen. Außerdem versucht man dort festzustellen, wo im Körper sich der Primärtumor befindet.
Liegt die Metastase für die Entnahme der Gewebeprobe zu ungünstig oder ist sie zu groß, ist eine Gehirn-Operation durch einen Neurochirurgen erforderlich.
Die Symptome von Hirnmetastasen verursachen oft starke Beschwerden und Einschränkungen im Alltag. Daher steht die Linderung der Symptome am Anfang der Behandlung.
Patienten mit epileptischen Anfällen erhalten krampflösende Medikamente. Dazu setzt der Spezialist die üblichen Mittel gegen Epilepsie ein.
Die Hirnödeme, die die Metastasen umgeben, gehen mit einer Kortison-Therapie zurück. Der Patient erhält das zugleich entzündungshemmende Mittel in hoher Dosis.
Um das im Übermaß vorhandene Gewebewasser alternativ über die Harnwege auszuleiten, bekommt er Infusionen mit Osmodiuretika. Dazu dient ein Tropf mit einer bestimmten Art Entwässerungsmittel. Diese Anwendung ergänzt die Kortison-Behandlung oder erfolgt im Rahmen einer Notfalltherapie.
Hirnmetastasen sind nur mittels Chemotherapie behandelbar, wenn sie vom kleinzelligen Bronchialkarzinom, einer Form des Lungenkrebses, abstammen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tumoren im Gehirn sprechen diese Hirnmetastasen gut auf eine Chemotherapie an. Die dabei verwendeten Medikamente hemmen das Wachstum der Krebszellen.
Auch Gehirntumoroperationen gehören zur medizinischen Standardtherapie. Da sie mit einem gewissen Restrisiko behaftet sind, operiert man jedoch nur Tochtertumore mit einer Größe von mehr als 3 Zentimetern. Eine Gehirntumoroperation findet meistens nicht statt, wenn mehrere Metastasen vorhanden sind und/oder sie sich an ungünstiger Stelle befinden.
An die chirurgische Entfernung der Hirnmetastase schließt sich die 4-wöchige Strahlentherapie an. Bei ihr wird der gesamte Kopf mit Ausnahme des Gesichts mehrmals pro Woche bestrahlt.
Eine Strahlentherapie ist die einzige therapeutische Option bei Patienten, die
- sehr stark körperlich angegriffen sind oder
- mehr als drei Tumore im Gehirn haben.
Einige Krebskliniken behandeln Hirnmetastasen mithilfe der Strahlenchirurgie (Radiochirurgie) ambulant: Man richtet eine extrem hohe Strahlendosis genau auf den Tumor und zerstört ihn in einer einzigen Sitzung. Benachbartes Gewebe oder von den Strahlen durchdrungene Zellen werden dabei nicht geschädigt. Voraussetzung für die Strahlenchirurgie ist
- ein Tumordurchmesser von unter 3 Zentimentern und
- dass nur wenige Metastasen vorhanden sind.
Lässt sich das ursächliche Krebsleiden gut therapieren, haben Patienten mit Hirnmetastasen eine höhere Lebenserwartung. Dasselbe gilt für jüngere Krebskranke und Personen in gutem körperlichem Allgemeinzustand. Streut der Primärtumor erst längere Zeit nach der Krebsdiagnose ins Gehirn, ist die Prognose ebenfalls günstiger.
Patienten mit
- vielen Hirnmetastasen und/oder
- Tumore auf den Hirnhäuten
haben meist nur eine Lebenserwartung von zirka 3 bis 6 Monaten.