Studien zufolge lassen sich viele Begleiterkrankungen einer Adipositas durch einen Magenbypass verbessern beziehungsweise verhindern.
Insbesondere ein Diabetes mellitus bessert sich in über 80 Prozent der Fälle durch eine Operation oder ist im Falle von Typ 2 rückläufig.
Extreme Fettsucht (Adipositas permagna) oder auch morbider Adipositas (BMI über 40) kann gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.
Häufig treten dann Begleiterkrankungen oder schwerwiegende Beeinträchtigungen des Allgemeinzustands auf. In diesem Fall kann eine Magenbypass-Operation infrage kommen.
Die Wahl des Verfahrens ist dabei immer eine Einzelfallentscheidung und von folgenden Voraussetzungen abhängig:
- Vorliegen oder Drohen einer schwerwiegenden Begleiterkrankung oder -erscheinung bei einem BMI ab 35
- Abgeschlossene konservative Therapie: Ein Magenbypass stellt nach Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen eine Behandlungsoption der Adipositaschirurgie dar.
- Motivation und Mitarbeit durch die betroffene Person: Der Erfolg eines Magenbypasses hängt direkt von der Motivation und der Mitarbeit des Betroffenen ab. Ein begründeter Zweifel daran stellt daher ein direktes Ausschlusskriterium dar.
- Passendes Alter: Eine Magenbypass-Operation erfolgt in aller Regel zwischen dem 18. und dem 65. Lebensjahr.
Darüber hinaus raten Ärzte bei folgenden Faktoren von einem solchen Eingriff ab:
- schlechter Allgemeinzustand
- Vorliegen einer malignen Erkrankung (bösartiger Tumor)
- Suchterkrankung
- instabile psychische Erkrankung
- unbehandelte Essstörung
- schwere Lebererkrankung

Darstellung eines Magenbypasses nach Roux-en-Y © bilderzwerg | AdobeStock
Nahezu 99 Prozent der Magenbypass-Operationen werden laparoskopisch (minimal-invasiv) durchgeführt. Dazu sind nur kleine Schnitte notwendig, durch die der Operateur winzige Instrumente einführt. Die Wunden verheilen schneller als bei einer großen, offenen OP und hinterlassen nur sehr kleine Narben.
Die laparoskopische Magenbypass-OP findet unter Vollnarkose statt und dauert etwa 60 bis 90 Minuten.
Die standardisierte sogenannte Roux-en-Y-Technik läuft so ab:
- Der Chirurg setzt mehrere etwa zwei Zentimeter lange Schnitte in die Bauchdecke. Durch sie werden eine Kamera mit Lichtquelle sowie die benötigten Instrumente eingeführt. Durch Einleiten eines Gases (meist CO2) in die Bauchhöhle hebt sich die Bauchwand etwas ab. So hat der Chirurg gute Sicht und einen besseren Zugang zu den Organen.
- Mithilfe eines Klammernahtgeräts trennt der Chirurg den Magen in einen kleinen und einen großen, stillzulegenden Teil.
- Der folgende Schnitt durch den Dünndarm schafft zwei freie Dünndarm-Enden. Hier entsteht eine Y-förmige Verzweigung des Dünndarms. Die Methode wurde von dem Schweizer Arzt César Roux entwickelt und wird medizinisch als Roux-en-Y-Magenbypass bezeichnet.
- Die untere freie Dünndarmschlinge wird nach oben gezogen und mit dem Ausgang des kleinen Restmagens vernäht.
- Das mit dem stillgelegten Magenanteil verbundene obere Dünndarm-Ende leitet der Chirurg durch eine künstlich angelegte Öffnung typischerweise etwa 100 Zentimeter weiter unten in den Dünndarm ein.
Chirurgen unterscheiden zwei Varianten von Magenbypässen:
- den proximalen Magenbypass und
- den distalen Magenbypass.
Unterscheidungskriterium ist dabei die Länge des zur Verdauung zur Verfügung stehenden restlichen Dünndarms. Gemeint ist also der Dünndarmabschnitt zwischen Einleitung aus dem unteren Restmagen bis zum Übergang in den Dickdarm.
Standardverfahren ist der proximale Magenbypass mit einem etwa 2,5 Meter langen Dünndarmabschnitt. Der extremere distale Magenbypass mit nur noch etwa einem Meter Dünndarm wird seltener angewandt.
Nach dem Roux-en-Y-Eingriff ist eine intensive Überwachung erforderlich, weshalb der Patient zunächst auf der Intensivstation liegt.
Schon am ersten Tag nach dem Eingriff sollte sich der Patient bewegen, um Lungenentzündungen und gefährliche Blutgerinnsel zu verhindern. Unterstützend erhält der Patient täglich ein blutverdünnendes Medikament (Heparin).
Am zweiten Tag nach der Operation erfolgt eine erste Kontrolle des Resultats. Ziel ist, mögliche Schwachstellen oder Verengungen zu finden. Dazu kommt eine Röntgenuntersuchung mit Gastrographinschluck (Schlucken von Kontrastmittel) zum Einsatz.
Liegen keine Komplikationen oder medizinischen Bedenken vor, kann der Patient das Krankenhaus nach einer Woche verlassen. Bei gutem Verlauf kann der Patient bereits nach 4 bis 5 Tagen das Krankenhaus verlassen.
Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung liegt für insgesamt 4 Wochen vor.
Ein Magenbypass ist ein umfassender Eingriff. Er geht vor allem aufgrund des Übergewichts und der Begleiterkrankungen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen einher.
Zur individuellen Risikoeinschätzung erfolgt im Vorfeld der Operation ein ausführliches Screening.
Dennoch kann es wie bei jedem Eingriff im Bauchraum zu Komplikationen kommen, wie:
- Verwachsungen in der Bauchhöhle
- Infektionen
- Bildung von Blutgerinnseln oder
- Blutungen und Nachblutungen
Risiken, die spezifisch mit einer Magenbypass-OP einhergehen, sind:
Durch den Bypass schalten Ärzte mehrere Organe ganz oder teilweise aus, wie:
- Restmagen
- Zwölffingerdarm
- obere Dünndarmanteile
Daraus entsteht das Risiko eines sogenannten Frühdumpingsyndroms. Dabei gelangt der Nahrungsbrei zu schnell aus dem Magen in den Dünndarm.
Beim Dumping kommt es zu einer Art Sturzentleerung des unverdauten und osmotisch wirksamen Breis in den Dünndarm. Dort führt es zu einem Flüssigkeitsverlust, da Flüssigkeit aus dem umliegenden Darmgewebe strömt.
Dadurch ergibt sich ein sogenannter Volumenmangel, der sich folgendermaßen äußert:
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwitzen
- Blutdruckabfall
- Herzrasen sowie
- Völlegefühl
Was können Sie gegen das Dumping-Syndrom tun?
Neben dem Frühdumping, das bereits etwa 30 Minuten nach der Mahlzeit auftritt, ist auch ein Spätdumping möglich, bei dem große Mengen Glukose zu schnell in den Dünndarm transportiert werden. In der Regel treten folgende Beschwerden dann erst ca. 1 bis 3 Stunden nach dem Essen auf:
- niedriger Blutzucker
- kalter Schweiß
- Schwächegefühl
- Schwindel
- veränderter Puls
Wenn Sie nach einer Bypass-OP von Dumping betroffen sind, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Er wird Sie gründlich untersuchen, um andere Ursachen auszuschließen und gibt Ihnen wichtige Hinweise, wie Sie die Sturzentleerung künftig vermeiden können. Gegebenenfalls verschreibt er Ihnen Medikamente, die zur Linderung beitragen.
Vorbeugen lässt sich Dumping am besten durch eine angepasste Ernährungsweise, etwa ballaststoff- und eiweißreiche Kost. Vermeiden Sie einfache Kohlenhydrate sowie Zucker. Die Erfahrung hat gezeigt, dass manche Patienten zudem keine Milchprodukte mehr vertragen.
Aber nicht nur auf die Lebensmittel kommt es an, sondern auch auf die Menge und auf eine langsame Nahrungsaufnahme. Nehmen Sie Getränke und Mahlzeiten nicht gleichzeitig auf, sondern in etwas zeitlichen Abstand.
Daneben können durch eine Magenbypass-Operation langfristig folgende Komplikationen auftreten:
- Alkoholintoleranz
- Gallensteine und Nierensteine
- Entzündung des Bauchfells (Peritonitis)
- Mangelsyndrome wie Eisen- und Vitamin-B12-Mangel
In den ersten 48 Stunden nach der Magenbypass-Operation steht die Ausheilung der Nähte im Vordergrund. Daher darf die betroffene Person so lange lediglich etwas kohlensäurefreies Wasser oder andere klare Flüssigkeiten zu sich nehmen.
Anschließend findet über mehrere Wochen ein langsamer und schonender Kostaufbau in vier Phasen statt:
- Erste Phase (in den ersten zwei Wochen) mit fettarmer Milch und Milchprodukten, Joghurt oder feinen Gemüsesuppen.
- Zweite Phase (anschließend zwei bis drei Wochen) mit pürierten Speisen mit niedrigem Fett- und Zuckergehalt.
- Dritte Phase (bei guter Verträglichkeit von Phase 2) mit eiweißreicher Nahrung bei geringen Zucker- und Fettmengen.
- Vierte Phase (bei guter Verträglichkeit von Phase 3) mit hauptsächlich eiweißreicher Nahrung mit schrittweisem Übergang von weicher zu fester Nahrung. Zucker- und fettreiche Nahrungsmittel sollte der Patient meiden.

Milchprodukte dienen in Phase 1 zum Kostaufbau © beats_ | AdobeStock
Dies geschieht im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation. Hier lernen Betroffene, ihre Ernährung so umzustellen, dass keine Mangelerscheinungen auftreten.
Der Magenbypass führt gezielt eine reduzierte Aufnahme von Fetten und Kohlenhydraten herbei. Durch die Verkürzung der Darmstrecke kann es nun zu Mangelerscheinungen aufgrund frühzeitig ausgeschiedener Nährstoffe kommen. Um diese zu vermeiden, müssen die Betroffenen ausreichend Eiweiße aufnehmen.
Der sogenannte Intrinsic Factor ist zur Aufnahme von Vitamin B12 erforderlich, den die Magenschleimhaut bildet. Dies ist mit einem Magenbypass nicht mehr möglich. Patienten müssen es daher lebenslang zuführen.
Nach der Operation sollte eine regelmäßige Kontrolle von folgenden Werten erfolgen:
- Eisen
- Vitamin B12 und
- Folsäure
Gegebenenfalls muss der Patient hier ergänzend zuführen.
Ein anderes Verfahren ist der Mini-Magenbypass, bei dem nur eine Verbindung der verbleibenden Magenpouch mit dem Dünndarm entsteht. Es ist eine Variante der Roux-en-Y-Methode und heißt auch Omega-Loop-Bypass.
Ablauf des Eingriffs
Bei einem Omega-Loop-Magenbypass verwandeln Ärzte den Magen operativ in einen langen und engen Schlauch. Sie entfernen dabei große Teile des Magens und ebenso Teile des nahegelegenen Dünndarms.
Dadurch verkleinert sich das Magenvolumen beträchtlich. Der Patient kann weniger Nahrung aufnehmen und weniger Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei im Darm resorbieren.
In der weiteren Folge kommt es zu einer Veränderung des Hormonhaushaltes. Patienten entwickeln weniger Hungergefühl und nehmen dadurch weniger Nahrung auf. Die bariatrische Operation scheint sich ebenfalls positiv auf Diabetes auszuwirken.
Komplikationen der Loop-Magenbypass-OP
Aufgrund der veränderten Verdauungsphysiologie (verkürzte Magen- und Darmpassage) kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Wichtige Nahrungsbestandteile wie Vitamine (Vitamin B12) kann der Patient möglicherweise nicht mehr in ausreichenden Mengen resorbieren.
Darüber hinaus kann es bei einem Omega-Loop-Bypass zu einem gestörten Wasserhaushalt im Darm kommen. Der Patient leidet dann häufiger an Verstopfung oder an langanhaltenden Durchfällen.
Schluckprobleme, Bauchfellentzündungen und Osteoporose sowie Haarausfall können ebenfalls auftreten.
Eine weitere Komplikation ist der Rückfluss von Gallenflüssigkeit in den Magenrest. Welche Langzeitfolgen ein solcher Reflux hat, ist noch wenig untersucht.
Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Gallensäuren bei einem Rückfluss nach etwa 10 bis 15 Jahren Magenkarzinome auslösen können.
Aus diesem Grund raten Ärzte Betroffenen mit Rückfluss zu einer erneuten Operation. Sie erhalten anstelle der Omega-Loop-Variante einen Roux-en-Y-Bypass.
Infolge des ausgeprägten Gewichtsverlustes innerhalb kurzer Zeit nach einer der Operationsmethoden kann sich die Haut nicht schnell genug zurückbilden. Sie hängt daher an verschiedenen Körperstellen herunter. Es kommt unter anderem zu Bauchschürzen und Hängebrüsten.
In vielen Fällen können plastische Eingriffe helfen. Bis dahin ist eine gute Hautpflege, gerade bei größeren Hautfalten, sehr wichtig. Kontakte zu Experten der Plastischen Chirurgie finden Sie ebenfalls auf unseren Seiten.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nicht automatisch die Kosten für eine Magenbypass-OP. Sind jedoch entsprechende Voraussetzungen erfüllt, wird der Antrag bewilligt.
Zu den Bedingungen zählen ein BMI von mindestens 40 oder ein BMI zwischen 35 und 40 sowie eine zusätzliche weitere Erkrankung, zum Beispiel Diabetes Typ 2.
Spezialisten der Adipositas-Chirurgie sind Fachärzte für Viszeralchirurgie, die sich auf die operative Behandlung von Patienten mit Adipositas konzentrieren.
Auch Experten für Magenchirurgie können ihren Behandlungsschwerpunkt auf Magenbypässe legen.
Alternativen für eine Magenbypass-OP sind zum Beispiel ein Magenband oder ein Schlauchmagen.