In der Knorpelchirurgie geht es um gelenkerhaltende Verfahren zum Knorpelaufbau und Knorpelrekonstruktion.
Die Knorpelchirurgie ist ein spezieller Behandlungsbereich innerhalb der medizinischen Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie.
Je nach betroffenem Gelenk ordnet sich die Knorpelchirurgie in folgende Spezialgebiete ein:
Die Knochen unserer Gelenke sind mit einer schützenden Knorpelschicht überzogen, die unübertreffliche Gleiteigenschaften besitzt. Sie sorgt dafür, dass beim Bewegen des Gelenks möglichst wenig Reibung entsteht.
Gelenkknorpel setzt sich aus einem dichten Verbund von Knorpelzellen und Kollagenfasern zusammen. Er besteht zu etwa 80 % aus Wasser. Dies verleiht dem Knorpel Elastizität und gibt ihm die Funktion eines Stoßdämpfers, der jede Bewegung abfedert.
Die Be- und Entlastung des Gelenks ist von essenzieller Bedeutung für die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen. Die Bewegung des Gelenks pumpt die Nährstoffe in den Knorpel. Deswegen ist körperliche Bewegung sehr wichtig für die Pflege und den Erhalt der Gelenke.
Knorpel besitzt keine Blutgefäße – dementsprechend gering ist seine Fähigkeit zur Regeneration. Einmal eingetretene Knorpelschäden sind daher besonders im Erwachsenenalter bleibender Natur. Sie führen in der Regel mit der Zeit zu größeren Knorpeldefekten.

Links: Gesunder Knorpel, rechts: Rauer, geschädigter Knorpel © crevis | AdobeStock
Die häufigsten Gründe für Knorpelerkrankungen sind direkt mit dem Bewegungsapparat verbunden:
Als Hauptursache von Knorpelschäden gelten Verschleiß und Abnutzung. Mit fortschreitendem Alter verliert der Knorpel an Elastizität. Auch der Wassergehalt des Knorpelkörpers nimmt ab. Die einst glatte Knorpeloberfläche ist rau und spröde.
Nun reiben die Knorpelschichten bei jeder Bewegung des Gelenks aufeinander. Dadurch lösen sich kleinste Partikel – die Oberfläche des Knorpels nutzt sich ab und es entstehen feine Risse.
Dies kann in letzter Konsequenz zur vollständigen Zerstörung der Knorpeloberfläche führen. Diesen meist altersbedingten Knorpelabbau fassen Mediziner unter dem Oberbegriff Arthrose zusammen.
Neben dem altersbedingten Gelenkverschleiß können auch Unfälle und Sportverletzungen zu Knorpelschäden führen. Betroffene müssen sie daher schnellstmöglich behandeln lassen, um keine bleibenden Schäden zu verursachen
Auch Gelenkfehlstellungen (z.B. X- und O-Beine) gehen mit übermäßiger Belastung einzelner Gelenkpartien und Knorpeloberflächen einher. Entsprechend stark ist die Abnutzung der Knorpeloberfläche an den belasteten Stellen.
Weitere Gründe für Knorpelschäden sind:
Ob und wann eine Knorpeloperation infrage kommt, hängt maßgeblich vom Grad des Knorpelschadens ab.
Mediziner teilen Knorpelschäden in vier Grade ein:
- Grad 1: Die Oberfläche des Knorpels ist noch intakt, aber bereits erweicht.
- Grad 2: Es bestehen Einrisse im Knorpel, die in der Tiefe weniger als 50 % der Knorpeldicke erreichen.
- Grad 3: Es sind tiefe Knorpeleinrisse oder Knorpelaufbrüche vorhanden, die mehr als 50 % der Knorpeldicke erfassen. Sie können mitunter bis zur Knochenoberfläche hinausreichen.
- Grad 4: Es besteht ein vollständiger Knorpeldefekt, der den Knochen darunter großflächig frei legt.
Bei einem Knorpelschaden der Grade 1 und 2 ist keine Knorpeloperation erforderlich.
Hier kommen konservative Therapien zum Einsatz, um Knorpelschäden zu stabilisieren, wie:
- Hyaluroninjektionen,
- Muskelaufbautraining oder
- Gewichtsreduktion
Anders bei Grad 3 – 4. Hier handelt es sich um einen tief greifenden Knorpelschaden, der sich in der Regel durch Knorpelchirurgie beheben lässt.
Wichtige Voraussetzung: Die restliche Knorpelsubstanz und die Gelenkfunktion sind noch gut erhalten.
Da das klassische Röntgen erst bei stark fortgeschrittenen Knorpelschäden Hinweise liefert, ist eine Magnetresonanztomographie (MRT) das Mittel der Wahl. Eine MRT macht auch kleine Knorpeldefekte sichtbar und gibt bereits im Anfangsstadium Auskunft über eine Knorpelschädigung.
Eine exakte Diagnostik ist auch mit einer Arthroskopie – also einer Gelenkspiegelung – möglich.

Mittels MRT lassen sich unter anderem Knorpeldefekte gut erkennen © IEDNlab | AdobeStock
In der Knorpelchirurgie stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Welches davon zur Anwendung kommt, hängt von individuellen Gegebenheiten ab, wie:
- Grad und Lokalisation des Knorpelschadens
- Beschwerdesymptomatik
- Ursache des Defekts
- Knorpelaufbau mittels Mikrofrakturierung
Die Mikrofrakturierung zählt zu den knochenmark stimulierenden Verfahren. Diese arthroskopische Operationsmethode kommt bei kleineren Knorpelschäden zum Tragen.
Sie kann bereits während einer Arthroskopie zum Einsatz kommen. Entdeckt der Arzt dabei entsprechende Knorpelschäden, entfernt er sofort das geschädigte Knorpelgewebe und perforiert mehrfach den darunter liegenden Knochen.
Die austretende Flüssigkeit enthält Knochenmarkstammzellen, die das Wachstum von Knorpelersatz-Gewebe stimulieren. Ziel ist es, die Läsion wieder zu schließen.
Knorpeltransfer OATS (Osteo Articular Transfer System)
Dabei entnimmt der Arzt einen Knochenzylinder und den dazugehörigen Knorpel aus dem gesunden Teil des Gelenks. Das ausgestanzte Stück setzt er in den geschädigten Knorpelbereich ein.
Dadurch kann sich über dem Defekt neues Knorpelgewebe bilden.Diese Knorpeloperation eignet sich für kleinere, aber tiefer gehende Knorpelschäden.
Darstellung eines Knorpeltransfers © giana | AdobeStock
mACT (matrixbasierte Autologe Chondrozyten Transplantation)
Bei einem größeren tiefen Knorpelschaden ist die recht aufwendige Knorpelzelltransplantation erfolgversprechend.
Dabei entnimmt der Chirurg im Rahmen einer Arthroskopie zunächst ein kleines Stückchen gesunden Knorpels. Durch spezielle Aufbereitung im Labor entsteht aus diesem winzigen Stück Knorpel in einem komplizierten Verfahren neues Knorpelgewebe.
Dieses pflanzen Ärzte dann während einer zweiten Operation in das geschädigte Gelenk ein.
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) betont die zunehmende Bedeutung von:
- Knorpelzelltransplantationen und
- Knochenmarkstimulierenden Verfahren
Deshalb rief die DGOU ein sogenanntes Knorpelregister ins Leben. Es dokumentiert anonymisiert den Genesungsverlauf dieser Eingriffe und liefert so der medizinischen Forschung wichtige Informationen.
Ist eine Fehlstellung der Beinachse für die Knorpelschäden verantwortlich, reicht eine rein knorpel chirurgische Versorgung nicht aus.
Hier ist vor der eigentlichen Knorpelchirurgie eine zusätzliche Umstellungsosteotomie erforderlich, die die Gelenkfehlstellung korrigiert.
Ein Eingriff im Rahmen der Knorpelchirurgie erfordert in der Regel einen stationären Krankenhausaufenthalt von 2–3 Tagen. Nach der Entlassung erwartet den Patienten eine Nachbehandlungs-Phase, die sich je nach Eingriff von den Inhalten her unterscheidet.
In jedem Fall schließt sich eine postoperative Entlastungsphase von etwa 6 Wochen an, in der der Patient Unterarmgehstützen benutzt.
Um die Beweglichkeit des behandelten Gelenks wiederherzustellen, ist zusätzlich eine intensive physiotherapeutische Mobilisierung erforderlich.
Bei einer Knorpeloperation am Knie erhält der Patient eine Motorschiene für zu Hause. So ist er schnell wieder fit für den Alltag.
In der Regel ist das Gelenk nach etwa 3 Monaten wieder voll belastbar. Trotzdem ist es ratsam, im ersten Jahr auf Sportarten, die die Gelenke stark belasten, zu verzichten.
Rekonstruktive Verfahren, die zerstörte oder geschädigte Knorpel wiederherstellen, sind äußerst komplex. Die Knorpelchirurgie stellt daher hohe Anforderungen an den Operateur und erfordert spezielle Fachkenntnisse sowie umfassende Erfahrung.
Bei einem Spezialisten für Knorpelchirurgie sind Sie mit Ihrem Anliegen in den besten Händen.