Nebennierenmetastasen: Spezialisten & Informationen

08.02.2021
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Nebennierenmetastasen sind Tochtergeschwulste (Metastasen), die von bösartigen Tumoren in anderen Körperbereichen ausgehen. Häufig gelangen Krebszellen von einem Lungenkarzinom in die Nebenniere, doch auch andere Krebsarten können in die Nebenniere streuen. Aufgrund der Lage und der guten Blutversorgung der Nebennieren gehören sie zu den Organen, die mit am häufigsten von einer Metastasierung betroffen sind.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Nebennierenmetastasen.

ICD-Codes für diese Krankheit: C79.7

Empfohlene Spezialisten für Nebennierenmetastasen

Artikelübersicht

Hintergrundinformationen

Die Nebenniere ist ein etwa 3 x 1,5 cm großes Organ, das auf der Niere aufsitzt. Da der Mensch zwei Nieren besitzt, gibt es auch zwei Nebennieren, an jeder Niere eine. Strukturell betrachtet besteht die Nebenniere aus

  • einem äußeren Teil, der Nebennierenrinde, und
  • einem inneren Bereich, dem Nebennierenmark.

Beide Bereiche produzieren für den Körper lebenswichtige Hormone, darunter

  • Kortisol: Beeinflusst den Stoffwechsel und das Immunsystem und gilt als wichtiges Stresshormon.
  • Aldosteron: Reguliert den Salz- und Wasserhaushalt.
  • Adrenalin,
  • Noradrenalin und
  • Dopamin.
Nebennieren
Die Nebenniere sitzt - wie oben rechts zu sehen - auf der Niere auf. Häufig bilden sich Metastasen in der Nebenniere © Henrie | AdobeStock

Formen von Nebennierentumoren

In den Nebennieren können sich verschiedene Tumoren bzw. Raumforderungen bilden:

Metastasen sind etwa Absiedelungen von Primärtumoren an anderer Stelle des Körpers. Die Krebszellen gelangen über die Blutbahn oder das Lymphsystem in die Nebenniere und bilden dort Tochtergeschwüre. Häufig ist Lungenkrebs der Primärtumor. Nebennierenmetastasen gehören zu den häufigsten Tumoren: Etwa die Hälfte der Nebennierentumoren sind Metastasen. 

Nebennierenmetastaen sind aber nicht mit Nebennierenkrebs (Nebennierenkarzinom) gleichzusetzen. Nebennierenkrebs bildet sich im Gegensatz zu Metastasen direkt in den Nebennieren.

Weitere Raumforderungen der Nebennieren sind

  • gutartige Tumoren (Nebennierenadenom) und
  • Phäochromozytome (meist gutartiger Tumor des Nebennierenmarks).

Symptome

Die Nebennieren produzieren wichtige Hormone. Das Wachsen einer Metastase in der Nebenniere kann Veränderungen im Stoffwechsel hervorrufen.

So wird durch eine Metastase in der Nebennierenrinde das Kortisol-produzierende Gewebe verdrängt. Daraufhin produziert sie zu wenig Kortisol. Es kommt dann sehr häufig zu einer Nebennierenunterfunktion, die als Addison-Syndrom oder als Addison-Krankheit bezeichnet wird.

Symptome der Addison-Krankheit sind unter anderem

  • Müdigkeit,
  • Schwäche und
  • Schwindel.

Ursachen und Risikofaktoren

Eine Nebennierenmetastase ist immer auf eine Krebserkrankung in einem anderen Organ zurückzuführen. So liegen die Primärtumoren zum Beispiel in folgenden Organen:

Ob ein Krebs in die Nebennieren metastasiert, hängt unter anderem von

  • der Bösartigkeit des Primärtumors,
  • dem Zeitpunkt, zu dem die Krebserkrankung festgestellt worden ist, und
  • dem Erfolg der Krebstherapie

ab.

Je später ein Krebs entdeckt wird, desto höher ist das Risiko, dass der Tumor bereits Metastasen in anderen Organen wie der Nebenniere gebildet hat. So haben zum Zeitpunkt der Diagnose eines Bronchialkarzinoms, Nierenkrebses oder Melanoms etwa 15 Prozent aller Patienten bereits Nebennierenmetasen.

Untersuchung und Diagnose

Nebennierenmetastasen werden in der Regel

  • im Rahmen der Ausbreitungsdiagnostik, das heißt beim gezielten Suchen von Metastasen nach einer Krebsdiagnose, oder
  • bei Nachsorgeuntersuchungen von bereits behandelten Tumorpatienten

entdeckt. In manchen Fällen sind Nebennierenmetastasen Zufallsbefunde während einer Computertomographie (CT) oder einer Ultraschalluntersuchung. Werden Tumoren zufällig entdeckt, werden diese als Inzidentalome bezeichnet.

Sehr gut lassen sich Nebennierenmetastasen im CT erkennen. Wird während einer CT-Untersuchung oder einer Sonographie (Ultraschall) eine auffällige Struktur in einer Nebenniere entdeckt, muss der Arzt zunächst prüfen, ob es sich um eine Metastase handelt. Zu diesem Zweck wird die Nebenniere nochmals mit besser auflösenden Bildgebungsverfahren untersucht. Dazu kommen

infrage.

Zusätzlich werden in der Regel Kortisol und weitere Laborparameter in Blut und/oder Urin bestimmt. Durch diese sogenannte Hormondiagnostik lassen sich andere Krankheiten (wie ein Cushing-Syndrom beziehungsweise ein Phäochromozytom) ausschließen.

Wenn sich der Verdacht auf eine Nebennierenmetastase durch

  • einen aufgefundenen Primärtumor,
  • die Darstellung des Tumors im CT und
  • ein durch Hormondiagnostik ausgeschlossenes Phäochromozytom

verdichtet, sollte eine Gewebeprobe entnommen werden. Dabei wird über die Haut unter computertomographischer Kontrolle eine feine Nadel bis in die Nebenniere vorgeschoben. Bei dieser sogenannten Feinnadelbiopsie wird etwas Gewebematerial entnommen. Im Anschluss untersucht ein Pathologe die Gewebeprobe histologisch unter dem Mikroskop.

Mithilfe der Gewebeprobe lässt sich zweifelsfrei bestimmen, ob eine Metastase oder ein anderer Tumor vorliegt.

Allgemeines zur Behandlung

Die Behandlung von Nebennierenmetastasen erfolgt angepasst an die individuelle Situation des Patienten. Sie hängt etwa davon ab, ob der Primärtumor bereits entfernt wurde oder überhaupt entfernbar ist. Mögliche therapeutische Optionen sind:

Wenn möglich wird eine chirurgische Entfernung der Metastase angestrebt: Kleinere Metastasen können im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) entnommen werden. Größere Metastasen werden über eine offene Bauchoperation entfernt.

Wenn die Nebenniere entfernt werden muss, kann der Körper eventuell noch über die zweite Nebenniere Hormone bilden. Sollte das nicht möglich sein, muss der Patient ggf. vorrübergehend oder dauerhaft Kortisol einnehmen.

Verlauf und Prognose

Die Prognose hängt maßgeblich davon ab,

  • welche Krebserkrankung der Nebennierenmetastase zugrunde liegt,
  • wie weit diese Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist und
  • ob sie erfolgreich therapiert werden konnte.

Eine Metastasierung bedeutet allerdings immer, dass der Krebs gestreut hat. Der Primärtumor befindet sich daher bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.

Günstig für die Prognose und damit für die Lebenserwartung ist, wenn 

  • zwischen der Diagnose der Primärtumors und dem Auftreten der Nebennierenmetastase über zwei Jahre liegen, 
  • keine weiteren Metastasen in anderen Organen vorhanden sind und
  • der Krebs vollständig entfernt werden konnte.

Vorbeugung

Nierenmetastasen kann nicht vorgebeugt werden. Entscheidend ist daher, dass die zugrunde liegende Krebserkrankung frühzeitig entdeckt und so das Risiko für eine Metastasierung minimiert wird.

Gehen Sie daher regelmäßig zu den empfohlenen Krebsvorsorgeuntersuchungen. Wenn bei Ihnen bereits ein Krebs behandelt wurde, nehmen Sie die Termine für die Kontrolluntersuchungen gewissenhaft wahrnehmen. Nur so können Metastasen frühzeitig erkannt werden.

Quellen

  • Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie (CAEK) der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) (2017) S2k-Leitlinie Operative Therapie von Nebennierentumoren. AWMF-Registernummer 088-008. (Download als PDF)
  • Fassnacht M, Arlt W, Bancos I et al. Management of adrenal incidentalomas: European Society of Endocrinology Clinical Practice Guideline in collaboration with the European Network for the Study of Adrenal Tumors. Eur J Endocrinol 2016; 175: G1–G34
  • Fornara P., Kawan F. (2016) Nebennierenmetastasen. In: Michel M., Thüroff J., Janetschek G., Wirth M. (eds) Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg.
  • Deutschbein T, Fassnacht M (2017) Erste Europäische Leitlinie zum Nebennieren-Inzidentalom. Bayerisches Ärzteblatt 4: 144ff.
  • Shumarova SY (2016) Management of isolated adrenal metastases. Khirurgiia (Sofiia) 82(2):87-96
  • Spartalis E et al. (2019) Metastatic Carcinomas of the Adrenal Glands: From Diagnosis to Treatment. Anticancer Res 39(6):2699-2710. doi: 10.21873/anticanres.13395
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