Tumorchirurgie: Informationen & Tumorchirurgie-Spezialisten

Meist ist die Tumorchirurgie Teil eines ganzheitlichen Konzepts zur Behandlung einer Krebserkrankung. Sie beschäftigt sich mit der operativen Entfernung von festen Tumoren. Ziel ist, den Patienten möglichst zu heilen, sein Wohlbefinden zu verbessern oder ein Rezidiv zu verhindern. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Tumorchirurgie-Spezialisten und Zentren.

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Artikelübersicht

Tumorchirurgie - Weitere Informationen

Allgemeines zur Tumorchirurgie

Voraussetzung für ein optimales Therapiekonzept ist die Kenntnis über

  • den Tumortyp,
  • die Ausdehnung der Krebserkrankung und
  • den Metastasierungsgrad (Tumorstadium, Tumor-Staging).

Die Erkenntnisse aus der molekularbiologischen Forschung und die technologische Entwicklung beeinflussen wesentlich die moderne onkologische Chirurgie. Eine exakte Diagnostik zu Beginn jeder Krebsbehandlung ist daher entscheidend.

Häufig genutzte diagnostische Verfahren sind beispielsweise

Abhängig von den Ergebnissen der Diagnostik kann die Krebsbehandlung aus

bestehen.

Dabei kann die Tumorchirurgie vorangestellt werden oder/und einer Chemo- und/oder Strahlentherapie folgen. Man spricht dann von einer präoperativen (neoadjuvanten) oder postoperativen (adjuvanten) Chemotherapie bzw. Strahlentherapie.

Operation eines Hirntumoren
Operation eines Hirntumors © Evgeniy Kalinovskiy | AdobeStock

Ziele einer Tumoroperation

Das vorrangige Ziel der Tumorchirurgie besteht in der Heilung des Krebses, wobei eine möglichst hohe Lebensqualität erhalten bleiben soll. Daher soll mittels onkologischer Chirurgie meist immer der Tumor und die umgebenden Lymphknoten vollständig entfernt werden.

Das umgebende gesunde Gewebe muss aber weitestgehend geschont werden. Die Therapie soll zudem möglichst die Gefahr eines Wiederauftretens der Tumorerkrankung (Rezidiv) minimieren.

Noch vor wenigen Jahren war eine Heilung mittels Tumoroperation schwierig. Mittlerweile hat die Medizin ein besseres Verständnis von Krebserkrankungen und die operativen Verfahren wurden weiter verbessert. Deswegen ist die Tumorchirurgie heute ein entscheidender Bestandteil der Krebsbehandlung.

Mittlerweile werden in der chirurgischen Onkologie zunehmend minimal-invasive Techniken angewendet.

Befindet sich die Krebserkrankung noch in einem frühen Stadium, kann der Krebs oft durch alleinige onkologische Chirurgie geheilt werden.

Bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung sind in der Regel kombinierte Therapieansätze mit Tumorchirurgie und Strahlen- und Chemotherapie erforderlich, um den Tumor zu behandeln.

Kurative Tumorchirurgie

Eine kurative Tumoroperation hat die Heilung des Patienten, also die Tumorentfernung unter Vermeidung eines Rezidivs zum Ziel.

Die kurative Tumoroperation verfolgt das Ziel, den Patienten vollständig zu heilen und die Bildung eines Rezidivs (erneutes Tumorwachstum) zu verhindern. Eine kurative Tumorchirurgie setzt in der Regel ein lokal begrenztes Tumorwachstum voraus.

Des Weiteren muss eine Tumorentfernung im Gesunden möglich sein. Das bedeutet, dass mit dem Tumor aus Sicherheitsgründen auch ein Teil des umgebenden gesunden Gewebes entfernt wird.

Entnommene Organe müssen in ihrer Funktion wieder rekonstruiert werden können (z. B. über einen künstlichen Darmausgang).

Dieser kurative Therapieansatz führte in der Vergangenheit zu immer ausgedehnteren Eingriffen. Das ging unter Umständen mit verringerter Lebensqualität und erhöhter Morbidität einher.

Deshalb verfolgt der heutige Ansatz der onkologischen Chirurgie die Kombination weniger zerstörender Eingriffe mit adjuvanten Therapiemaßnahmen. Dieses Therapieprinzip findet sich beispielsweise in der brusterhaltenden Tumorchirurgie mit adjuvanter Strahlentherapie wieder. Sie kann eine radikale Mastektomie (vollständige Entfernung der Brust) ersetzen.

Zytoreduktive Tumorchirurgie

In der onkologischen Chirurgie verfolgt die zytoreduktive Tumorchirurgie das Ziel, eine gute Ausgangssituation für nachfolgende Therapien zu schaffen.

Es wird versucht, möglichst viel Tumorgewebe zu entfernen (sog. Senkung der Tumorlast). Dadurch sollen die Chancen erhöht werden, das restliche, nicht entfernte Tumorgewebe durch Strahlentherapie und/oder Chemotherapie abzutöten.

Dieses Vorgehen wird auch als Debulking bezeichnet. Es wird nur angewandt, wenn neben der Tumorchirurgie weitere wirksame Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen. Debulking wird beispielsweise bei weit fortgeschrittenem Eierstockkarzinom eingesetzt.

Präventive Tumorchirurgie

Die molekularbiologischen Diagnostik kann in zunehmendem Maße Personen identifizieren, die aktuell gesund sind, später jedoch an Krebs erkranken könnten.

So führen Veränderungen im BRCA1- oder BRCA2-Gen mit höherer Wahrscheinlichkeit dazu, dass die betroffenen Frauen Brustkrebs (Mammakarzinome) bekommen werden. Je nach Genveränderung kann die Therapie

  • eine engmaschige Überwachung des Patienten oder
  • eine präventive Entfernung des Organs oder Körperteils 

anbieten.

Palliative Tumorchirurgie

Die palliative Tumorchirurgie kommt bei nicht heilbaren Tumoren zum Einsatz. Sie hat das Ziel, das Wohlbefinden des Patienten zu verbessern, indem Symptome der Tumorerkrankung oder gleichzeitig bestehender Erkrankungen beseitigt oder gelindert werden.

Sie kann auch vorbeugend erfolgen, um Komplikationen durch Metastasierung zu vermeiden und einen möglichst langen Zustand ohne Beschwerden zu erhalten.

Dazu gehören

  • die Entfernung des Primärtumors und selten von Metastasen,
  • tumorbelassende Eingriffe,
  • endoskopische Maßnahmen oder Eingriffe, die unterstützende (supportive) Maßnahmen vorbereiten (z.B. Portimplantation).
Palliativpflege
Die palliative Tumorchirurgie soll die Lebensqualität des Betroffenen verbessern © Chinnapong | AdobeStock

Wann ist eine Tumoroperation notwendig?

Grundsätzlich kann nur eine solide Krebserkrankung operiert werden. Solide, also feste Tumoren sind zunächst örtlich begrenzt, sie können aber später in das umgebende Gewebe oder gar als Metastasen streuen.

Solide Tumoren können von verschiedenen inneren Organen ausgehen und gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein.

Dagegen können beispielsweise Krebserkrankungen der Lymphbahnen oder des blutbildenden Systems nicht mit Methoden der onkologischen Chirurgie therapiert werden.

Die chirurgische Onkologie wird eingesetzt, wenn

  • die Möglichkeit besteht, die Krebserkrankung durch den Eingriff komplett zu entfernen,
  • dadurch körperliche Symptome oder Beeinträchtigungen (z. B. eingeschränkte Nahrungsaufnahme, Darmverschluss) behoben oder gelindert werden können, oder
  • dadurch Tochtergeschwüre (Metastasen) entfernt werden können.

Häufig durchgeführte Krebsoperationen

Besonders häufig werden in der Tumorchirurgie Tumoren des Verdauungstraktes (z. B. Dickdarmkarzinome) und Tumoren der Schilddrüse operativ behandelt.

Die onkologische Chirurgie ist auch für Portimplantationen zuständig. Ein Port ist ein dauerhafter Zugang zum Körper, der beispielsweise bei einer Chemotherapie oder zur Schmerzbehandlung benötigt wird.

Portimplantation
Ein Port wird zum verbesserten Zugang bei medikamentösen Therapien gelegt © Photozi | AdobeStock

Tumorchirurgie: Schilddrüsenkarzinom

Die Behandlung eines Schilddrüsenkarzinoms erfolgt in der onkologischen Chirurgie meist durch die Entfernung

  • der kompletten Schilddrüse und
  • der Lymphknoten, die neben der Luftröhre und Speiseröhre liegen.

Tumorchirurgie: Tumoren der Speiseröhre

Bei Speiseröhrenkrebs ist es in der Regel erforderlich, den Brust- und Bauchraum zu eröffnen. Wenn die Speiseröhre entfernt werden muss, kann sie oft aus Teilen des Magens wiederhergestellt werden.

Tumorchirurgie: Magenkrebs (Magenkarzinom)

Sehr häufig ist es beim Magenkarzinom notwendig, neben den entsprechenden Lymphknoten auch den Magen komplett zu entfernen.

Dies hat zur Folge, dass der Patient nach einer vollständigen Magenentfernung seine Ernährungsweise umstellen muss. So kann er nur noch kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, dies aber mehrmals am Tag.

Tumorchirurgie: Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Operationen an der Bauchspeicheldrüse gehören technisch zu den anspruchsvollsten Eingriffen der onkologischen Chirurgie. Häufige Eingriffe bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind

  • die Entfernung des „Kopfteils“ der Bauchspeicheldrüse und
  • die Linksresektion der Bauchspeicheldrüse.

Bei der Pankreaslinksresektion wird der „Schwanzteil“ der Bauchspeicheldrüse entfernt. Um den gesamten Tumor im Kopfteil der Bauchspeicheldrüse zu entfernen, wird bei der Whippleschen Operation neben dem Pankreaskopf auch

  • der Zwölffingerdarm,
  • die Gallenblase,
  • der Gallengang und
  • ein Drittel des Magens

entfernt.

Darstellung von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Lage der Bauchspeicheldrüse und Darstellung von Bauchspeicheldrüsenkrebs © lom123 | AdobeStock

Bei der totalen Pankreatektomie wird die komplette Bauchspeicheldrüse zusammen mit

  • dem Zwölffingerdarm,
  • der Milz,
  • der Gallenblase und
  • dem unteren Teil des Gallengangs

entfernt.

Tumorchirurgie: Darmkrebs (Kolonkarzinom, Rektumkarzinom)

Die Tumorchirurgie kommt sehr häufig bei der Behandlung von Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) zum Einsatz. Dabei werden Teile des Darms entfernt. Früher musste nach Tumoroperation am Darm häufig ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. Heute ist dieser durch verbesserte Operationsverfahren in vielen Fällen vermeidbar.

Ein kleines und lokal begrenztes Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs) kann in der onkologischen Chirurgie entfernt werden. Bei größeren Tumoren muss häufig vor der Tumoroperation eine Strahlentherapie und Chemotherapie durchgeführt werden. Gelegentlich ist eine abdominoperineale Rektumexstirpation, d. h. eine komplette Entfernung von Rektum und Anus, erforderlich. Dann sind die Patienten auf einen künstlichen Darmausgang angewiesen.

Heute können bereits viele Eingriffe, insbesondere bei Tumoroperation des Darms, in minimal-invasiver Technik (Schlüsselloch-Tumoroperation) durchgeführt werden.

Die heutigen Erfolge in diesem Bereich gehen neben den verbesserten Operationsverfahren auch auf das Fast-Track-Konzept (Fast-Track-Chirurgie) zurück. Die wesentlichen Säulen dieses Behandlungskonzepts bestehen aus

  • guter Patientenaufklärung vor der Operation,
  • moderne Narkoseführung,
  • Verzicht auf Sonden, Drainagen und Katheter im Wundgebiet,
  • optimaler Schmerztherapie,
  • raschem Kostaufbau sowie
  • frühzeitiger und intensiver Mobilisation.
Darstellung von Darmkrebs
Darstellung von Tumorherden im Dickdarm © freshidea | AdobeStock

Tumorchirurgie: Metastasen

Wird ein Tumor nicht rechtzeitig behandelt, kann er Tochtergeschwulste zum Beispiel in der Leber bilden.

Die Operation kann kurativ (heilend) sein, wenn

  • der Primärtumor oder das Rezidiv entfernt wurde oder entfernbar ist,
  • keine Fernmetastasen vorliegen, die nicht entfernbar sind,
  • die Metastasen vollständig entfernt werden können,
  • das Operationsrisiko gering ist und
  • gleichwertige Therapiemöglichkeiten fehlen.

In der onkologischen Chirurgie werden vor allem Lungen- und Lebermetastasen von kolorektalen Karzinomen, von Weichteil- und Knochensarkomen und von Hypernephromen durchgeführt. Auch Metastasen anderer Primärtumoren können in der Tumorchirurgie entfernt werden.

Tumorchirurgie: Entfernung der Lymphknoten

Prophylaktische Lymphknotenentfernung (elektive Lymphknotendissektion)

Mit zunehmender Größe des Tumors nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich Krebszellen in den Lymphknoten befinden. Sie können dann das betroffene Körperareal drainieren (sog. regionäre Lymphknoten).

Die Krebszellen in den Lymphknoten sind nicht immer makroskopisch sichtbar. Daher werden auch die Lymphknoten des tumorabhängigen Lymphabflussgebiets entfernt, auch wenn zum Zeitpunkt der Tumoroperation weder klinisch noch histologisch ein Lymphknotenbefall vorliegt.

Man spricht von einer elektiven Lymphknotendissektion oder einer prophylaktischen Lymphknotenentfernung. Gründe dafür sind

  • die Vorbeugung der Bildung eines Rezidivs in den Lymphknoten und
  • die genauere Untersuchung des Tumorstadiums mit Bestimmung einer genaueren Prognose.

Therapeutische Lymphknotenentfernung (selektive Lymphknotendissektion)

Werden die Lymphknoten nur deshalb entfernt, weil sie entweder vergrößert oder bereits befallen sind, spricht man von einer selektiven Lymphknotenentfernung. Dieses Vorgehen kommt in der onkologischen Chirurgie allerdings eher selten vor.

Sentinel-Lymphonodektomie

Das Konzept der Wächterlymphknoten (auch Sentinel-Lymphknoten) dient der Diagnose und Behandlung bösartiger Tumoren. Es kommt insbesondere bei

zur Anwendung.

Wächterlymphknoten sind die Lymphknoten, die im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit eines bösartigen Tumors an erster Stelle liegen. Sind mit dem Lymphfluss bereits Tumorzellen in diesen Sentinel-Lymphknoten verschleppt worden, sind vermutlich auch nachfolgende Lymphknoten befallen. Ist der Wächterlymphknoten nicht befallen, sind die nachfolgenden Lymphknoten vermutlich ebenso nicht befallen.

Bei der Sentinel-Lymphonodektomie wird häufig nicht nur der Wächterlymphknoten entfernt, sondern auch das gesamte betroffene lymphatische Gewebe.

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