Verschiedenste Umstände können Operationen im Bereich des Gehirns und Schädels erforderlich machen. Erkrankungen, Verletzungen oder Missbildungen am Schädel oder Gehirn sind häufig schwerwiegend, weil sie neurologische Einschränkungen für den Betroffenen mit sich bringen können.
Verletzungen wie Schädelbasisbrüche und das Schädel-Hirn-Trauma sind medizinische Notfälle und müssen umgehend behandelt werden. Durch Unfälle kann es neben Frakturen (Knochenbrüche) des Gehirn- und Gesichtsschädels auch zu Blutungen und Quetschungen kommen. Weitere Krankheiten, die von einem Spezialisten für Kopf- und Gehirn-Neurochirurgie, behandelt werden, sind zum Beispiel:
- Hirntumore können in nahezu allen Bereichen des Gesichts- und Hirnschädels auftreten. Wann immer möglich und sinnvoll werden sie operativ entfernt. Manche Tumore führen auch zu einem erhöhten Hirndruck.
- Missbildungen an den Hirngefäßen müssen gegebenenfalls chirurgisch versorgt werden, da unter anderem die Gefahr von Hirnblutungen besteht. Dazu gehören Gefäßerweiterungen (Aneurysmen), Angiome und Kavernome.
- Der Wasserkopf (Hydrocephalus) entsteht durch eine zu große Menge an Hirnwasser (Liquor) und kann zu einer gefährlichen Druckerhöhung im Schädel führen.
- Hirnblutungen (Hämatome) entstehen auch spontan durch Blutdruckkrisen, Tumoren oder im Rahmen eines Schlaganfalls.
- Infektionskrankheiten des Zentralnervensystems, wie Hirnhautentzündung und Abszesse.
- Bei Schädelfehlbildungen kann der Schädel so verformt sein, dass dadurch die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt werden könnte.
- Bestimmte Formen der Epilepsie und andere neurologische Erkrankungen lassen sich über eine Gehirnoperation behandeln.
- Zu den Gesichtsfehlbildungen gehören Gesichtsspalten wie die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKG-Spalte), die Lippenspalte (Hasenscharte) und der gespaltene Gaumen (Wolfsrachen).
Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung, während derer die Symptome und Funktionseinschränkungen erfasst und beurteilt werden, kommen spezielle Diagnoseverfahren in der Kopf-Neurochirurgie zum Einsatz.
- Röntgenaufnahmen werden angefertigt, um beispielsweise knöcherne Veränderungen, Frakturen und Knochentumoren aufzuspüren.
- Ergänzend oder als Alternative bei Verdacht auf Veränderungen am Gehirn wie Hirntumore oder Gefäßveränderungen kommen die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.
- Die Blutgefäße lassen sich besonders gut darstellen, indem mittels CT bzw. MRT eine spezielle Gefäßdarstellung (Angiographie) gemacht wird, es wird dann von der CT-Angiographie bzw. der MR-Angiographie gesprochen. Die genaueste Methode für die Gefäßdarstellung ist die Katheter-Angiographie (digitale Subtraktionsangiographie), die auf Röntgenstrahlen beruht und ein invasives Verfahren darstellt, da ein Katheter in die Leistenarterie eingebracht werden muss.
- Die Echoenzephalographie (Ultraschall) findet heute in der Kopf- und Gehirn-Neurochirurgie fast nur noch bei Säuglingen und Kleinkindern Anwendung, wie zum Beispiel bei Hydrocephalus.
- Im Rahmen der Diagnostik von Tumoren kann die Positronenemissionstomographie (PET) zur Darstellung des Stoffwechsels Anwendung finden.
Des Weiteren kann es erforderlich sein, dass Funktionsmuster des Gehirns (zum Beispiel über ein Elektroenzephalogramm, EEG), der Nerven (Neurographie) oder der Muskeln (Elektromyogramm, EMG) registriert oder andere elektrophysiologische Untersuchungen zur Beurteilung der Funktion von Nerven und Bahnsystemen durchgeführt werden.
Zahlreiche Krankheitsbilder, mit denen die Experten für Kopf- und Gehirn-Neurochirurgie konfrontiert sind, gehen mit einer Erhöhung des intrakraniellen (= innerhalb des Schädels) Drucks einher. Eine Methode, um den intrakraniellen Druck zu bestimmen, ist die Punktion des Nervenwasserraumes im Bereich der Hirnkammern (Ventrikelpunktion) oder des lumbalen Nervenkanals (Lumbalpunktion).
Operationen am Gehirn erfordern immer die Eröffnung des Schädels, manchmal kann dies auch durch die Nase im Bereich der Schädelbasis erfolgen. In vielen Fällen kann das heute in minimal-invasiver Technik durchgeführt werden.
Da solche Operationen äußerst exakt ausgeführt werden müssen, um gesundes Hirngewebe, Nerven und Gefäße zu schonen, erfolgen heute Hirnoperationen unter großem technischen Aufwand mithilfe von Operationsmikroskopen, Endoskopen, computergesteuerter Navigation und Überwachung neurologischer Funktionen (Neuromonitoring). Manche Operationen werden unter Anwendung eines Lasers (Laseroperation) oder Ultraschallzerkleinerers ausgeführt.
Bei der Wachkraniotomie (Wachoperation) erlebt der Patient einen Teil der Operation bei vollem Bewusstsein, um bestimmte Tests, bei denen der Neurochirurg auf Rückmeldung des Patienten angewiesen ist, durchführen zu können. Diese Operationstechnik wird besonders bei Eingriffen im Sprachzentrum eingesetzt, z.B. in der Tumorchirurgie und Epilepsiechirurgie.
Zum Leistungsspektrum eines Kopf- und Gehirn-Neurochirurgen gehören zum Beispiel:
- Behandlung von Tumoren am Gehirn, Hirnhäuten, Schädelbasis und des Schädelknochens (Neuroonkologie) unter Anwendung von computergesteuerten Operationstechniken (Neuronavigation)
- Behandlung von Aneurysmen (Hirngefäßaussackungen), durch das Einbringen einer Art Gefäßklammer (Clipping) oder Embolisation (Coiling), Angiomen (Gefäßtumor) per Operation, Embolisation oder Bestrahlung und Kavernomen (Blutschwamm) durch vollständige Entfernung (vaskuläre Neurochirurgie)
- Behandlung von Kopfverletzungen wie Schädel- und Schädelbasisbrüche, Hirnquetschungen und Fremdkörpern (Neurotraumatologie)
- Behandlung von Hirnblutungen
- Behandlung von Kompressionssyndromen bestimmter Hirnnerven wie der Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz), dem Facialisspasmus und der Vestibularisparoxysmie
- Behandlung von Liquorzirkulationsstörungen (Hydrozephalus) durch Shuntoperationen oder der endoskopischen Ventrikulostomie
- Tiefe Hirnstimulation („Hirnschrittmacher“) zur Behandlung von bestimmten neurologischen Erkrankungen, wie zum Beispiel der Parkinson-Krankheit, Tremor, Epilepsie, Dystonie und Zwangserkrankungen. Hierbei werden Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns eingesetzt, die mit einem Schrittmacher unter der Haut der Brust oder des Oberbauchs verbunden sind.
- Behandlung von Fehlbildungen des kindlichen Schädels aufgrund von vorzeitiger Verknöcherung der Schädelnähte (Synostosen)
Experten für Kopf- und Gehirn-Neurochirurgie sind Fachärzte für Neurochirurgie. Sie sind sowohl mit den anatomischen Besonderheiten des Schädels und seiner Knochen als auch des Gehirns sowie mit den modernsten diagnostischen und therapeutischen Verfahren vertraut.
An Kindern führen in einigen Fällen auch Fachärzte für Kinderchirurgie solche Eingriffe durch, in der Regel nur bei Liquorzirkulationsstörungen (Hydrocephalus).
Experten für Erkrankungen des Gesichtsschädels und der Weichteile in diesem Bereich können Fachärzte für Hals-Nasen- und Ohrenerkrankungen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder Plastische und Ästhetische Chirurgie sein.